Am Ende ging das 0:2 gegen einen der Meisterschaftsanwärter der Kreisliga A Bielefeld völlig in Ordnung. Dabei verpassten die Senner den entscheidenden Moment, dem Spiel eine andere Wendung zu geben.
„Hätte, hätte, wäre, wenn…“, auch ich muss mir nach einem solchen Spiel erstmal überlegen, wie man das Ganze gerecht analysiert. Insgesamt muss gegen einen der Top-Favoriten der Liga (immerhin hat das Gros der TuS 08-Kicker die 0:8- und 0:9-Niederlagen der vergangenen C-Junioren Saison miterlebt) schon alles passen, um am Ende an Zählbares zu gelangen. Das war am 3. Spieltag jedoch leider nicht der Fall. Den Ausfall des bisher überragenden Leander Weihs konnte der gute Kader zwar quantitativ problemlos wegstecken, auf dem Platz fehlte der angestammte Sechser mit seiner dynamischen, kraftvollen Art dann dennoch schmerzlich. Auch wirkte das Senner Team von Beginn an bemerkenswert verschüchtert, ob der Aufgabe gegen den punktverlustfreien Vorjahresmeister aus dem Altkreis.
Das Trainerteam beorderte Henrik Lochmöller aus der Innenverteidigung auf die zweite Sechserposition neben Páris Kompodietas, Nick Steinkamp verschob auf die Innenverteidigerposition neben Felix Pietsch. Die Außenverteidigung bemannten entsprechend der kämpferisch gute Crissi Rosenthal links und Ivan Vysotskyi rechts. Das Tor hütete aufgrund einer erforderlich gewordenen Unterstützungsleistung für die B2 anstatt Burak Petri (von hier aus nochmal: Danke, Burak – das war groß!) Tobi Bartneck, der im letzten Spielviertel zum überragenden Senner Akteur avancierte. Ansonsten überdachte das Senner Trainergespann nochmal die Sturmbesetzung, blieb dann aber bei der Besetzung dem angeschlagenen Jonas Bönsch (rechts) und Vladislav Hryshuck (links) sowie dem sehr bemühten Paul Thesing und Sean Greenyer in der Offensive. Als Reservisten standen der überzeugende Valton Krasniqi, Luis Pörtner, Justus Busse und Hyushar Kheder zur Verfügung.
Man entwickelt mit den Jahren so seine Instinkte, wenn es darum geht, wie „bereit“ eine Mannschaft für eine Aufgabe ist. Das junge Senner Team hat in den vergangenen Wochen ohne Zweifel einen tollen und engagierten Weg zurückgelegt, das beweisen Trainingsbeteiligung, Engagement und grundsätzlich die gute mannschaftliche Atmosphäre sowie das starke Miteinander aller Beteiligten. Diese Elemente jedoch in dem Moment, wenn es darauf ankommt, in eine überragende Perfomance auf dem Platz umzuwandeln, das ist etwas, das Zeit benötigt und im Kollektiv wachsen muss, manchmal über Jahre.
Die Gäste hatten von Beginn an „richtig Bock“ auf den Sieg und waren den Sennern in jeder Situation der ersten 20 Minuten überlegen: Sie waren schneller, früher, bissiger, präsenter und konzentrierter als die Senner Mannschaft, die sich bereits nach wenigen Minuten das erste Mal bei Tobi Bartneck bedanken darf, der einen frühen Rückstand vereitelt. Als man sich sennerseits gerade fing und über den Kampf und immens viel Laufarbeit in die Partie mühte, ist es eine Situation, in der die Waldbadkicker zu früh abschalten, die Gäste einen zu einfach gewonnenen Ball in die Spitze durchstecken, wo die Senner zwar einen ersten Abschluss mit vereinten Kräften noch entschärfen können, der Angreifer aber im Nachsetzen das 0:1 erzielt. Von den drei, vier guten und gefährlichen Haller Angriffssequenzen, die in der Entstehung wohl am vermeidbarste führt zur Gästeführung. Halle war, und das muss man so anerkennen, über die gesamte erste Hälfte, das klar bessere Team mit der reiferen Spielanlage, den präziseren Bällen und dem nötigen Etwas.
Die Halbzeitansprache der Waldbadeleven richtete sich demnach, abgesehen vom passiven Rausrückverhalten der Defensive, gar nicht so sehr an spielerische Dinge, denn diese Partie wurde bisher ganz klar im Kopf verloren. Entsprechend nahm man sich für den zweiten Durchgang einiges vor und wollte vor allem nicht kampflos den eigenen Platz preisgeben.
Mit dem Einsatz des stabil-starken und hochmotivierten Valton Krasniqi (für Sean Greenyer) haben die Senner sogar sofort mit Wiederanpfiff des bis dahin schwachen Referees die Riesenchance auf den Ausgleich: Kurz nach Anstoß wird Krasniqi „ab durch die Mitte“ per Pass in die Tiefe gegen die aufrückenden Gäste auf die Reise geschickt und der Vollblutstürmer bleibt Sieger im Lauf- und Zweikampfduell mit gleich zwei Haller Bewachern. Bemerkenswert bleibt Krasniqi auch Sieger, als ihn der um einen Kopf größere Gästeverteidigung mit unsanften, aber fairen Körperkontakt vom Ball trennen will. Das schepperte ganz schön, aber Valton wäre nicht Valton, wenn ihn das aus der Bahn geworfen hätte. Zu zweit bringen die Gästeverteidiger den flinken Senner Angreifer daraufhin kurz hinter der Sechzehnerlinie zu Fall und der Schiedsrichter zeigt sofort auf den Punkt. Die in der Kabinenansprache beschworene Situation, sie ergab sich keine komplette Zeigerumdrehung nach Wiederanpfiff. Da sich kein Schütze fand, musste der Gefoulte selber antreten und verschoss die Ausgleichsmöglichkeit, wenngleich man dem kurz zuvor eingewechselten Senner Angreifer hier kaum einen Vorwurf sondern einfach mal ein Kompliment machen muss: In so einer Situation direkt von der Bank die Verantwortung zu übernehmen und sich das Leder auf den Punkt zu legen – wie gesagt, das wollte sonst niemand. Daher hat sich der Junge hier Respekt verdient.
Senne bleibt über die starken Paul Thesing und Valton Krasniqi sowie die kämpferisch auffallenden Hryshchuk, Kompodietas, Busse, Rosenthal und Pietsch über das dritte Spielviertel hinweg ein gleichwertiger Gegner, ohne jedoch in der Offensive nochmal einen entsprechenden Angriff auf die Reihe zu kriegen. Dennoch wehrte sich die Senner Mannschaft jetzt und verlagerte die Partie mehr ins zentrale Spielfelddrittel. Allerdings blieb der eigene Aufwand gegen die spielerisch guten Gäste sehr hoch, sodass die Konzentration alsbald wieder abfiel. Einen Tiefschlaf in der Senner Hintermannschaft um die 60. Spielminute herum nutzen die Gäste dann für den Knock-out, einen schön von rechts vorgetragenen Freistoß auf den zweiten Pfosten verteidigen die jungen Waldbadkicker nicht und der Haller Angreifer kann völlig ungestört zum 0:2 einnicken. Der Treffer saß: Direkt nach dem Anstoß verdameln die Senner direkt die Kugel wieder und es beginnt die bis zum Ende währende „Tobi-Bartneck-Show“, der bis zum Schlusspfiff, vier bis fünf 100%ige Gelegenheiten der Gäste vereitelt, sodass das 0:2 am Ende ein durchaus schmeichelhaftes Endergebnis beschreibt.
Unter Druck stehende Senner Mannschaften waren noch nie gut und diesen Druck konnte man schon vor der Partie in der Kabine spüren. Das müssen sich die Trainer wohl oder übel auch „anziehen“, vielleicht wäre es hilfreicher gewesen, mehr auf Ent- als auf Anspannung zu setzen – nun denn, man lernt nicht aus. Es gilt nun über die Trainingswoche hinweg einerseits die Erkenntnisse dieses Spiels intensiv aufzuarbeiten und vor allem die Köpfe wieder frei zu kriegen, andererseits aber wieder den nötigen Spaß in den Vordergrund zu stellen, denn der Weg zum Erfolg führt auch in dieser Senner Mannschaft vor allem über die Leichtigkeit im Kopf zur guten Leistung im Fuß.
Man of the Match: Tobi „Radio“ Bartneck
Ein Dank geht außerdem an Ulf Busse für die neuen Trikots der B1 – überragend und danke, Ulf!