Auch der Tabellennachbar SW Sende, der vor dem 12. Spieltag noch punktgleich mit der Senner Elf im Tableau anzufinden war, konnte den Waldbadexpress nicht stoppen. Mit einem am Ende deutlichen 6:1-Auswärtserfolg kann die starke Serie der vergangenen Wochen aufrecht erhalten werden. Nach einer schwachen Anfangsphase, in der man den frühen 0:1-Rückstand hinnehmen musste, spielten sich die Kicker vom Waldbad bis zum Schlusspfiff offensiv in einen Rausch.
Bereits vor dem Anpfiff der Partie war allen Akteuren klar, dass zwei vollkommen gegensätzliche Gefühlswelten aufeinandertreffen würden. Während die Hausherren aus den vergangenen sieben Ligaspielen keinen einzigen Zähler sammeln konnten, blieb der TuS zuletzt sechs Mal ungeschlagen. Genau aus diesem Grund aber warnte Chef-Coach Mike Wahsner, der unter der Woche auf der Sonneninsel Mallorca weilte, vor allem davor, den angeschlagenen Boxer auf der Gegenseite bitte nicht zu unterschätzen.
In den beiden Trainingseinheiten, die aufgrund der Abwesenheit des Trainer-Duos kurzerhand von Abwehrmann Stefan Dopheide übernommen wurden, lag der Fokus vor allem auf einem variablen Spielaufbau. Folgende Jungs sollten das Erlernte in die Tat umsetzen: Felix Winkler kehrte nach zweiwöchigen Problemen in das Senner Gehäuse zurück. Henrik Eckseler, der den gelb-rot gesperrten Massimo Zanghi ersetzte, rückte in der Viererkette an die Seite von Gian-Luca Linstromberg, Stefan Dopheide und Marcel Landgraf. Timon Finger wechselte von der Spitze auf den linken Flügel, wo er im Mittelfeld Unterstützung von Ole Gruner, Michel Dennin und Matthes Schwabedissen erhielt. Cem Beyer übernahm die Position von Finger und belohnte sich, genau wie Sturmpartner und Spielführer Malte Gruner, mit zwei eigenen Treffern für eine starke Leistung.
Bei herrlichem Herbstwetter pfiff der in seinen Entscheidungen nicht immer ganz verständlich agierende Unparteiische die Begegnung an. Die erste Viertelstunde gehört ganz klar den Hausherren, die die Senner Elf mit ihrem ungewohnten 3-5-2-System vor einige organisatorische Schwierigkeiten stellen. Sende ist zunächst wacher, griffiger und sicherer in den eigenen Kombinationen. Die logische Folge ist das 1:0 in Minute 13, in der sich die Gastgeber das Leder bis vor dem Senner Gehäuse in den eigenen Reihen munter hin- und herschieben können. Nur zwei Minuten später ist es erneut ein gefährlicher Angriff des SWS, an dessen Ende ein Lattentreffer steht. In der Nachbetrachtung hätte sich kein Senner Akteur wundern müssen, wenn man nach 15 Minuten bereits mit zwei oder drei Toren zurückgelegen hätte.
Der Lattentreffer der Hausherren wirkt wie ein Weckruf für den TuS. Im Anschluss kommt der Waldbadexpress endlich in die Partie und übernimmt die spielerische Kontrolle, die bis zur Schlussminute nicht mehr abgegeben wird. Gegen die weit vorgerückten Hausherren suchen die Senner ihr Heilmittel in den langen Bällen in die Tiefe. Zehn Minuten nach Sendes Führung ist es Matthes Schwabedissen, der auf seiner rechten Seite abermals auf die Reise in Richtung Grundlinie geschickt wird und einen präzisen Ball in den Rücken der Abwehr spielen kann, wo Cem Beyer den Ball optimal trifft und im langen Eck zum 1:1-Ausgleich unterbringt. Keine fünf Minuten später ist es ein Angriff über die linke Seite, an dessen Ende ein zentraler Torschuss von Ole Gruner steht, der vom Sender Schlussmann direkt vor die Füße von Cem Beyer geklärt wird, der wiederum aus spitzem Winkel zur 2:1-Führung einschieben kann – 2:1 Senne, Spiel gedreht!
Bis zum Halbzeitpfiff ist es ein Spiel auf ein Tor. Die in der Anfangsphase dominanten Hausherren kommen mit dem temporeichen und variablen Aufbauspiel der Senner Elf überhaupt nicht zurecht und sehen Angriff um Angriff auf das eigene Gehäuse zulaufen. Dennoch dauert es bis kurz vor dem Halbzeitpfiff, ehe das dritte Senner Tor fällt. Im Anschluss einer Ecke von der linken Seite landet der Ball bei Henrik Eckseler, der aus dem Rückraum einen nicht allzu harten, dafür aber platzierten Schuss kommen lässt, der – wohl leicht abgefälscht – den Weg ins rechte untere Eck des Sender Gehäuses findet – 3:1, Halbzeit!
Durchatmen, Gedanken ordnen, runterkommen. Mit klaren Anweisungen von Trainer Wahsner und einigen fordernden Worten des Spielführers Gruner, ist die Marschroute für die zweite Halbzeit klar: Wir gehen auf das vierte Tor und machen den Sack zu! Den Fehler, mit dem Ergebnis zufrieden zu sein und das Fußballspielen nahezu einzustellen, wollen wir nicht noch einmal machen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit ersetzt Malte Hawerkamp Linksverteidiger Marcel Landgraf, der über Unwohlsein in der Magengegend klagt…
Die zweite Hälfte beginnt so, wie die erste endete. Senne nimmt das Heft des Handelns direkt wieder in die Hand und drückt mit dem Erzielen des vierten Tores auf die Entscheidung. Nach starken 15 Minuten verflacht die Partie ein wenig und nickelige Zweikämpfe, sowie die am Anfang des Berichts angesprochenen, teils unverständlichen Entscheidungen des Unparteiischen, häufen sich mehr und mehr. Dennoch bleibt die Spielkontrolle auf Seiten des TuS, den Hausherren fällt auch nach der dritten Systemumstellung wenig in der Offensive ein.
Mit Simon Czernia und Philipp Schlegel sind mittlerweile zwei Akteure mit von der Partie, die dem Offensivspiel des TuS mit ihrer Frische noch einmal Tempo und Variabilität verleihen sollen. In Minute 73 schaffen es die Kicker vom Waldbad dann endgültig den Deckel drauf zu machen. Ein einfacher Doppelpass zwischen Philipp Schlegel und Michel Dennin, der den auf der linken Seite freien Simon Czernia erspäht, ermöglicht diesem einen flachen Ball vor die Kette zu spielen, wo Malte Gruner nur noch zum 4:1 eingrätschen muss – Vorentscheidung!
Souverän lassen die abgebrühten Aufsteiger fortan Ball und Gegner laufen. Im Vergleich zu den Vorwochen bleibt die Gier und die Lust noch einmal nachzulegen allerdings hoch. So ist es der eingewechselte Schlegel, der eine Minute vor Schluss auf die weite Reise in Richtung Sender Tor geschickt wird und den herauseilenden Schlussmann mit einem überragenden Lupfer zum 5:1 ganz alt aussehen lässt. Nur vier Minuten später ist es erneut Gruner, der es seinem Sturmpartner gleichtut und am Ende einer weiteren starken Kombination zum 6:1-Endstand ebenfalls einlupft.
Wenn wir uns zwei Dinge bei einem am Ende doch mehr als souveränen und hochverdienten Auswärtssieg ankreiden lassen müssen, dann ist es die erste Viertelstunde und die Chancenverwertung. In dieser Liga dürfen wir uns zu keiner Zeit des Spiels eine Schwächephase erlauben. Egal, wie viel es steht, egal, wie weit das Spiel fortgeschritten ist und egal, wer der Gegner ist. Hinzu kommt, dass wir zwar selber dafür verantwortlich sind, Chancen zu kreieren, diese dann aber auch nutzen müssen. Natürlich haben wir sechs starke Tore erzielt, was man insbesondere auf fremdem Geläuf erst einmal schaffen muss. Dennoch werden auch wieder etliche Spiele kommen, in denen man nur ganz ganz wenige Chancen bekommt, die es dann aber zu nutzen gilt. Äußerst positiv ist zu vermerken, dass uns der Rückstand erneut nicht in Schockstarre versetzt hat, sondern die Moral einmal mehr größer war, als die Angst davor zu versagen. Weitermachen!