Die B1 hat ein typisches 0:0-Spiel trotz vorbildlicher kämpferischer Einstellung mit 2:0 (0:0) verloren. Der bis zur 60. Spielminute stark pfeifende Unparteiische leitete die Niederlage mit zwei durchaus diskutablen Entscheidungen ein.
„Ein Spieltag bzw. ein letztes Spiel des scheidenden Jahres, das aus Sicht der Senner Verantwortlichen durchaus differenziert betrachtet wird“, sind sich Serdar Özkan und Stefan Mahne nach der unglücklich verlorenen Partie am Rottmannshof einig. Über Sinn und Unsinn einer Partie am 9. Dezember zu diskutieren, muss vor dem Hintergrund des letzten Spieltages der Qualifikationsrunde Mitte November, und damit vier Wochen zurückliegend, erlaubt sein. Mitte Mai ist die B1 mit der Saison durch, zwischen heute und dann liegen etliche spielfreie Wochenenden für die Senner, sogar ein gesamter spielfreier Monat im März/April. Die Verantwortlichen werden das sicher mit Rahmenspielplänen darlegen können, ich persönlich halte es nach wie vor für Unfug, dass dieses Spiel noch im Dezember angesetzt wurde. Aber meckern, ohne in der Haut der Zuständigen zu stecken ist auch immer einfach, deswegen „Haken dran“.
Grundsätzlich – und ich habe mich mit Lob seit meinem Wiedereinstieg in der B1 durchaus zurückgehalten – gebührt den Jungs der U17 ein Kompliment. Trotz widrigster Rahmen- und Wetterbedingungen (neben einer 10-tägigen Schneedecke auch ein Ausfall von anderthalb Flutlichtmasten am Kunstrasen) immer eine sehr gute Trainingsbeteiligung von mindestens 14 Spielern. Ein für „Teenager“ nicht per se selbstverständliches Engagement in den Übungseinheiten und eine zunehmende Zuverlässig- und Verbindlichkeit hinsichtlich der pünktlichen (!!) Teilnahme an den wesentlichen Mannschaftsterminen, zeigt, dass die größere Mehrzahl der Aktiven in und um die B1 neben den sportlichen auch die „weltlichen“ Lektionen des Trainerteams zu verinnerlichen beginnt. Dass da natürlich noch bei einigen Akteuren „Luft nach oben“ ist, steht außer Frage, aber der Trend ist positiv und das zeichnet die B1 derweil im Vergleich der Mannschaften des oberen Jugendbereiches beim TuS 08 aus. Darüber hinaus sind es gerade die Einsatzbereitschaft, der Wille sich im Kollektiv aufzureiben und auch an physische Grenzen zu gehen, was das Team vom Senner Waldbad aktuell auszeichnet. Dort, wo sich die Mannschaft vor einem Vierteljahr noch, nach einem Gegentor, geradezu vor den Augen des Trainerteams auf dem Platz in seine Einzelteile auflöste, steht jetzt ein Team auf dem Grün, das bis zum Ende mit hohem Einsatz das Mögliche herauszuholen versucht. Davon erzählt auch dieses letzte Spiel des Jahres 2023, an einem regnerischen Spätnachmittag auf dem Wellensiek, das ich wohl unter der Bezeichnung „Das Spiel der blutigen Knie“ nie vergessen werde.
Mit vierzehn Spielern reiste das Waldbadensemble an, wegen eines Missverständnisses musste kurz vor Anpfiff Kian Stedingk, der zunächst für die Bank geplant war, auf der rechten Abwehrseite auflaufen. Nick Steinkamp und Guan Chao Lin in der Innenverteidigung vor Torwart Burak Petri wurden zudem vom gut aufgelegten Nikita Tissen auf der linken Seite flankiert. Die Zentrale bemannten zunächst Henrik Lochmöller und der enorm kämpfende Devin Dal, die Flanken übernahmen Paul Strick und Lorik Cenaj, viel Laufarbeit in den offensiven Rollen leisteten Sean Greenyer und der erstmals in der Offensive agierende Felix Pietsch. Zu Einsätzen in unterschiedlichen Rollen kamen außerdem Milan Naama, Páris Kompodietas und Arda Okutucu.
Das Senner Spiel war über die ersten 40 Minuten geprägt durch viel Laufbereitschaft und Defensivarbeit, gerade die Stürmer liefen immer wieder Passwege zu und unterbanden Diagonalbälle aus der Wellensieker Hälfte, wodurch ein Spiel mit Zweikämpfen sowie viel „Hoch und Weit“ resultierte. Der Senner Elf fehlt in dieser Saison ganz klar offensive Durchschlagskraft, sodass Torabschlüsse aus der zweiten Reihe eher das Mittel der Wahl sind, zumal die Flankenspieler zu selten Durchbrüche auf den Flügeln erzielen konnten. Wellensiek kam durch eine clever erspielte Standardsituation zu einer guten Torchance, Burak Petri lenkte im Rückwärtslaufen den immer länger getretenen Freistoß jedoch an die Latte, sodass es beim 0:0 blieb. Senne hatte allenfalls zwei „halbe“ Torchancen aus Distanzen von gut 20 Metern. Ein Wellensieker Spieler knickte in einer Situation offenbar um und zog sich eine Bänderverletzung zu, „gute Besserung“ von hier aus.
Der zweite Durchgang verlief lange, wie der erste. Senne mit enormem kämpferischem und läuferischem Einsatz, die Gastgeber auf durchrutschende, lange Bälle spekulierend. Aber die insgesamt gut aufgelegte Defensive um Nick Steinkamp, der zuletzt an seine steile Entwicklung des Vorjahres anschließen konnte, ließ kaum etwas zu. Aber keiner der 11 Senner Akteure musste sich, abgesehen von den Dauerbrennern Passgenauigkeit und offensive Laufwege, irgendeinen Vorwurf hinsichtlich Engagements machen lassen. Da wurde gefightet und kein Ball verloren gegeben. Um die 60. Spielminute, eine aus Senner Sicht schwer nachvollziehbare Schiedsrichterentscheidung. Der Unparteiische hatte bis dahin souverän und unaufgeregt völlig fehlerfrei geleitet. Die Senner bekommen in einer Situation an der eigenen Eckfahne den Ball nicht weg und im Zweikampf kommt es zu einem vermeidbaren Eckstoß. Dieser bleibt zwar ohne Folgen, aber der Ball bleibt im Gefahrenbereich auf der Grundlinie des Senner Strafraumes. Der verteidigende Senner Guan Chao Lin erhält einen Stoß und fällt auf den Ball, der Schiedsrichter will bei dem am Boden liegenden Senner Verteidiger eine „aktive Bewegung“ zum Ball gesehen haben und zeigt auf den Punkt. Seitdem ich selber pfeife, halte ich mich mit allgemeiner Kritik am Referee vornehm zurück, denn egal, wie ein Spiel läuft, aus irgendeiner Perspektive ist der Schiri immer schuld. Aber in dieser Szene gab es nicht einmal Reklamationen der Gastgeber. In einer „Fallsituation“ im Sechzehner Gewühl eine aktive Bewegung zum Ball des auf diesem Liegenden zu sehen, aus Senner Sicht, in diesem wirklich ausgeglichenen Spiel, nicht elferwürdig! Doch der bis dahin so gut leitende Referee sollte im Blickpunkt der Partie bleiben. Senne kann sofort nach Anstoß, mit dem wohl gelungensten Spielzug der Partie vor das Gastgebergehäuse kombinieren, wo Páris Kompodietas, blendend freigespielt, flach abnimmt, aber viel zu zentral den heimischen Torwart anschießt. Die beste Senner Gelegenheit der Partie! Die Senner drücken und haben die wohl offensivste Phase des Spiels. Doch der Unparteiische moniert in dieser Senner Drangphase, die im Zentrum durch den bärig kämpfenden Devin Dal dominiert wird, die von Schürfwunden leicht blutenden Knie der Senner Aktiven. Dal, Lin und ein weiterer Senner Akteur müssen den Platz verlassen, um die „Blutungen“ zu stillen. Damit ist die Drangphase abgewürgt, Wellensiek kann sich befreien und kommt durch einen sehenswerten Fernschuss aus der zweiten Reihe an die Querlatte, dessen Abstauber von einem mitgelaufenen Angreifer verwertet werden kann, zum 2:0.
Ja, das Regelwerk ist bei blutenden Wunden eindeutig. Wenn allerdings auf den deutschen Kunstrasenplätzen Woche für Woche Spieler mit Schürfwunden vom Feld geschickt würden, und ein Pflaster vom Unparteiischen als „nicht ausreichend“ bewertet und eine „Komplettbandagierung“ des Knies gefordert wird, dann müssten wohl zahlreiche Partien Republik auf, Republik ab wegen zu wenig spielfähiger Akteure abgebrochen werden. Eine, aus meiner Sicht, mit der Natur des Fußballs kaum zu vereinbarende Regelauslegung besiegelt dann am Ende die Niederlage.
Schade, diese beiden, aus Senner Sicht, schwer nachvollziehbaren Entscheidungen, machten einen durchaus verdienten Punktgewinn zunichte.
Mit etwas Abstand zu der Partie zählt für das Trainerensemble aber etwas anderes: Natürlich wollen wir die „Ananasrunde“ so erfolgreich, wie möglich gestalten. Aber dieses Spiel der „blutigen Knie“ zeigt, dass die Jungs bereit sind, Einsatz zu zeigen, sich zu quälen und auf dem Platz auch mal das eine oder andere Wehwehchen zu ertragen und bis zum Ende alles zu versuchen. Wenn die spielerischen Mittel fehlen, und das tun sie zurzeit, dann kann eine Mannschaft über eben diese Tugenden auch zum Erfolg kommen. Einer der Gründe, warum der Fußball als Nationalsport so beliebt wurde. Diese physische Bereitschaft mit einem einfachen spielerischen Konzept zu vereinen, ist die Hausaufgabe für die Rückrunde.
Serdar und ich wünschen an dieser Stelle allen Familien ein Frohes Fest und einen guten Rutsch, Jungs (und Finni) – wir sehen uns auf dem Platz!
Man of the Match: Devin Dal