Vorwochenhypothek zu hoch – Riserva kann Ravensberg nicht stoppen

(SM) Am Ende war die Hypothek für den teuer erkauften Vorwochensieg zu hoch. Die Riserva verlor gegen den Tabellenführer aus Ravensberg am Ende zwei Tore zu hoch aber verdient.

Die furiose Aufholjagd der Senner Zwoten seit Mitte Oktober hat ausgerechnet im heimischen Wohnzimmer am Waldbad einen herben Dämpfer erlitten. Dabei verlor man die Partie gegen den nur um vier Punkte hinter der Optimalausbeute liegenden Tabellenprimus aus dem Altkreis im Prinzip bereits nach acht Minuten, in denen sich die Senner kollektiv im desaströsen Tiefschlaf befanden. Letzten Endes beginnt die Geschichte um die Niederlage in dem Spiel, in dem man sich eigentlich so viel vorgenommen hatte, bereits eine Woche zuvor, beim Herzschlagsieg gegen Kellerkind Hillegossen in der Schlussminute. Doch neben mehreren Bündeln Nerven, hatte dieses Spiel auch zwei Figuren gekostet, die Erscheinung, Auftreten und Dominanz der Riserva in den letzten Wochen neben anderen sehr stark geprägt haben. Die Rede ist von Torhüter Sven Terveer, der die letzten acht Wochen nahezu fehlerfrei gehalten hatte, sowie von Spielertrainer Frank Rott, der als intellektueller Regisseur und Fußballvirtuose im Zusammenwirken mit Mirko Cacic, Lukas Hentschel sowie den Flügelspezialisten Tom Friedrich und Alexander Schulze das Senner Spiel gestaltete und in dem Moment Verantwortung für das Team übernahm, als Trainer Ahmet Yildirim befördert wurde. Terveer holte sich im ungemütlichen Kick gegen Hillegossen eine Oberschenkel Zerrung, Frank Rott zog sich eine schwere Schulterprellung zu, beide fielen für den Vergleich gegen den Tabellenersten aus. Aber – und auch da muss man ehrlich sein -, waren es auch die Gesamtbegleitumstände einer sehr bewegten Hinrunde, die ihren Teil zur am Ende deutlichen Niederlage beitrugen. Die Trainingsbeteiligung wankte auch in den letzten, durchaus erfolgreichen Wochen regelmäßig zwischen vier und vierzehn, zu wenig, wenn man eine Partie, wie die gestrige, erfolgreich gestalten will. Ich bin aus dem Alter raus, um mir über die Begründungen hinsichtlich der Nichtteilnahmen Gedanken zu machen, daher möchte ich hier nur festhalten, dass es einfach zu wenig war. Auch die Auflagen der Bundesregierung zur Teilnahme am Amateursport ist für die Senner, natürlich neben anderen Teams, eine heikle Entwicklung. Bis heute fehlt der wohl auf Jahre gesehen konstanteste Innenverteidiger der Senner Mannschaft, zwei Spieler konnten nach Wochen erst kurzfristig wegen der erforderlichen Impfungen wieder zum Team stoßen, eine weitere Bürde. Aber, und das muss auch erwähnt werden, die Gäste nutzten, hervorragend auf die Senner Mannschaft eingestellt, die notorisch schwächste Phase des Waldbadensembles gleich zu Beginn, um quasi innerhalb von acht Minuten die Partie zu entscheiden. Eine Sache also, die sich die Senner unbedingt für die Rückrunde ins Aufgabenbuch schreiben müssen. Erich Klassen im Senner Tor hielt einige Male überragend und auch regelmäßig absolut sicher, sah aber bei den Treffern zum 0:2 und 2:4 ausgesprochen unglücklich aus. Jan Hendrik Rüter zeigte sich nach zuletzt regelmäßig konstant starken Partien unsicher, ähnliches galt für Ivo Dalhoff, der nicht an seine überragenden Leistungen z.B. gegen Peckeloh III anschließen konnte. Kris Naporra mühte sich nach Kräften, der für ihn eingewechselte Burhan Tokman offenbarte nach seiner Roten Karte Trainingsrückstand und mangelnde Spielpraxis. Jan Gruner agierte konstant und insgesamt souverän, war aber stets gefordert und konnte die Mängel in der Defensive nicht ausbügeln. Mirko Cacic offenbarte im Spielaufbau ungewohnte Mängel in der Präzision und leitete direkt mit seinem ersten Fehlpass den Gästekonter zum 0:1 ein. Lukas Hentschel setzte eins-zu-eins die Vorgaben von Coach Rott um und spielte einen ungemütlichen, ekeligen Sechser, kam aber spielerisch kaum zur Entfaltung. Tom Friedrich war nach Wochen der Verbannung wieder hochmotiviert am Start und konnte den wichtigen Anschlusstreffer ermogeln, war aber insgesamt zu wenig ins Spiel eingebunden, ähnliches galt für sein Pendant Alexander Schulze, dessen „Turbo“ eigentlich nur beim 2:3 sehenswert zum Einsatz kam. Mert Kilic war mit dem verdienten Startelfeinsatz auf der „10“ sichtlich überfordert, der für ihn bereits nach 25 Minuten ins Spiel kommende Okan Tokman hatte zwar einige gute Einzelszenen, die aber verpufften. Marc Wittler in der Offensive konnte gegen die bullige Ravensberger Innenverteidigung zwar einige Bälle gut festmachen, zeigte aber so gut wie keine Durchschlagskraft als Sturmspitze. Daran wird zu arbeiten sein. Von der Bank kam ansonsten noch der schwer angeschlagene Frank Rott sowie Lars Trapp, beide konnten aber an der Niederlage nichts mehr ändern.

Die Niederlage als solche geht vor dem Hintergrund des Spielverlaufs auch völlig in Ordnung. Ravensberg trumpfte von Beginn an druckvoll auf und nutzte die kollektiv desolate Anfangsphase der Senner für eine komfortable 3:0-Führung, die aber erstmal auf dem winzigen Senner Kunstrasen nicht allzu viel zu bedeuten hat: Dem 0:1 geht ein Fehlpass von Cacic voraus, die Senner werden in der Vorwärtsbewegung böse getroffen, Erich Klasen hält im eins gegen ein sowie im Nachschuss sensationell, auch ein zweiter Nachschuss kann geblockt werden, doch dann beim dritten Mal ist der Ball halt drin. Dem 0:2 aus knapp 30 Metern geht ein Stellungsfehler vom Senner Keeper voraus, allerdings senkt sich die Kugel auch in Sonntagsschussmanier in die Senner Maschen. Bei Ravensberg klappte einfach alles. Beim 0:3 werden die Senner wieder ausgekontert und können dem flinken Rechtsaußen der Gäste nicht hinterherkommen. Klassen drängt den Spieler zwar im Rauskommen weit nach rechts ab, aber aus spitzestem Winkel trifft der Ravensberger dennoch zum 0:3 nach acht Minuten.
Tom Friedrich kann nach einer kurzen Konsolidierungsphase bei den Sennern ein Abstimmungsproblem zwischen Innenverteidiger und Torwart der Gäste zum 1:3 nutzen, kurz darauf wirft Schulze nach Cacic Pass den Turbo an, entkommt auf Rechtsaußen und knallt den Ball an den Innenpfosten, von wo aus die Kugel ins Tor springt. Danach entwickelt sich eine hektische Partie, in der der Jungschiedsrichter sichtlich überfordert ist und den Gästen, die clever jeden Körperkontakt mit lautem Schreien, als lebensbedrohlich erscheinen lassen, zu zahlreichen Standards verhilft. Spielfluss und alles weitere sind von da an bis zur Pause gebrochen.

Zwar nehmen sich die Senner für den zweiten Durchgang nochmal vieles vor, es gelingt aber kaum noch, die starke Innenverteidigung der Gäste in Bedrängnis zu bringen. Die Partie bleibt hässlich und hektisch, wie das Wetter an diesem nasskalten dritten Advent. Die Gäste nutzen einen von zahllosen Freistößen für die Vorentscheidung zum 4:2, Klassen im Senner Tor bekommt gegen den hart aber relativ zentral geschossenen Standard nur einen Arm hoch, sodass die Kugel im Netz zappelt. Danach hat Senne zwar noch gefühlte Gelegenheiten, aber wirklich zwingend passiert da nicht mehr wirklich etwas. Kurz vor Ende springt der Gästezehner mit beiden Beinen gestreckt voran in seinen Gegenspieler und erhält eine sehr milde Gelbe Karte, verletzt sich bei der Aktion aber selbst. Die Gäste lassen sich trotz Führung dann noch zu ein paar weniger sympathischen Aktionen hinreißen, naja, am Ende gab ihnen das rein sportliche Ergebnis irgendwie auch recht. Burhan Tokman und Jan Henrik Rüter bereiten den Gästen dann noch per Slapstickeinlage frei nach dem Motto „Kommunikation wäre gut gewesen“ den Weg zum 5:2, während beide Senner am Boden liegen, braucht der Gästeangreifer nur noch an Erich Klassen vorbei ins Tor zu schieben. Nochmal Burhan Tokman wird dann sogar Passgeber zum, in Anbetracht der Gesamtereignisse, sehr schmeichelhaften 6:2.

An fünf von sechs Gegentoren hat man durch teilweise schwere Fehler selbst mitgewirkt, gegen einen gnadenlos effizienten Tabellenführer, der bis auf beim 1:3 keine Fehler machte, war das unterm Strich einfach zu wenig, oder eben zu viel, je nach Sichtweise. Nicht alle, aber viele Akteure im Senner Kollektiv holen sich ihre Sicherheit und gute Performance über das Training. Die zahllosen Unsicherheiten dokumentieren, dass hier vieles leider fehlte.

Die furiose Aufholjagd der letzten Wochen hat nun zwar einen Dämpfer erlitten, jetzt heißt es, sich mit einem positiven Erlebnis aus dem schweren Jahr 2021 zu verabschieden. Am Dienstag und am Freitag wird nochmal trainiert, ehe man am kommenden Vierten Advent in der Partie gegen TG Hörste in Halle den vorletzten Hinrundenspieltag begeht und in eine ausgesprochen kurze Winterpause „eindreht“, die bereits am 6. Februar mit der letzten Hinrundenpartie gegen FC Delta wieder beendet sein wird.

Ich hoffe, man sieht sich bereits am Dienstag zahlreich zum Training sowie zum Abschlusstraining verknüpft mit der Mini-Weihnachtsfeier am Freitag.

Man of the Match: Lukas Hentschel

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