Was für ein Jahresabschluss! Auch im letzten Pflichtspiel des Kalenderjahres blieben die Senner Akteure ihren Anhängern nichts schuldig. Im schweren Auswärtsspiel bei den Mannen des SV Avenwedde, die der Wahsner-Elf beim 6:2-Hinspielerfolg deutlich die Grenzen aufzeigten, durfte sich der TuS 08 am Ende über einen dreckigen 2:1-Sieg freuen. Die logische Konsequenz: Zwölf (!) Ligaspiele in Folge ungeschlagen und Platz fünf in der Endabrechnung vor der Winterpause – wer hätte das nach fünf Niederlagen aus den ersten fünf Spielen schon gedacht…
Die Vorbereitungen auf das Spiel bei den individuell stark besetzten Avenweddern verlief nahezu optimal: Die zwei intensiven, gut frequentierten Trainingseinheiten mündeten in einem gemeinsamen Besuch am Freitag auf der Bielefelder Alm. Am Spieltag selber standen Chef-Coach Mike Wahsner, bis auf die gelb-gesperrten Cem Beyer und Ole Gruner, alle Akteure zur Verfügung. Felix Winkler rückte wieder zurück in den Senner Kasten. Die Abwehrreihe um Massimo Zanghi, Gian-Luca Linstromberg, Stefan Dopheide und Marcel Landgraf hatte über 90 Minuten Schwerstarbeit zu leisten. Im Mittelfeld wurde die Doppel-Sechs aus Timon Finger und Michel Dennin von den Außenspielern Matthes Schwabedissen und Luka Marquardt flankiert. In der Sturmspitze sorgte das Duo aus Malte Gruner und Simon Czernia für Unruhe.
In den letzten 90 Minuten Anno 2019 meint es der Wettergott nicht besonders gut mit den Akteuren: Ein nasskalter Sonntag, der von teils stärkeren Böen begleitet wird, liegt über dem top gepflegten Kunstrasen in Avenwedde. Mit dem Anpfiff zeigen die Gastgeber, dass das derzeitige Tabellenbild nicht unbedingt die eigene Klasse widerspiegelt. Kurze, schnelle Kombinationen lassen die nicht ganz wach wirkende Senner Elf in den ersten Minuten teilweise alt aussehen. Erst nach rund zehn gespielten Minuten sind die Kicker vom Waldbad besser in der Partie. Das so erfolgreich praktizierte Pressing der Vorwochen, zwingt die Gastgeber ein ums andere Mal zu langen Befreiungsschlägen in Richtung der hoch gewachsenen Sturmspitze.
Während sich der SVA vor allem bei Standards gefährlich zeigt, präsentiert sich der Waldbadexpress vor dem Tor eiskalt. In der 26. Minute provoziert der stark anlaufende Timon Finger einen verunglückten Pass der Avenwedder Hintermannschaft in Richtung des eigenen Torhüters. Finger prescht dazwischen, stibitzt den Ball vor seinem Gegenspieler und hält aus rund 20 Metern einfach mal drauf. Der Ball segelt an dem verdutzten Avenwedder Schlussmann im kurzen Eck vorbei ins Netz – 1:0 Senne! Bis auf einen Freistoß ans Senner Lattenkreuz bleiben weitere nennenswerte Hochkaräter bis zur Halbzeitpause auf beiden Seiten eher Mangelware. In der fünfzehnminütigen Ruhezeit versucht Trainer Wahsner seine Schützlinge auf einen drohenden Sturmlauf der Hausherren vorzubereiten. Der weitere Matchplan: Hinten sicher stehen, kein Risiko eingehen und alles in die Waagschale werfen, um die Serie weiter aufrecht zu erhalten.
Mit Beginn der zweiten 45 Minuten wird das Spiel dann nickeliger, hitziger und diskussionswürdiger. Die Hausherren laufen wie erwartet an und kreieren sich zusehends ein deutliches Chancenplus. Vor allem die Senner Hintermannschaft um den bärenstarken Felix Winkler, der nun in vielen brenzligen Situationen Kopf und Kragen riskieren muss, rückt in den Fokus. Rund zwanzig Minuten nach Wiederanpfiff ist es dann aber eine minimale Unaufmerksamkeit in der Senner Hintermannschaft, die der bereits erwähnte, hochgewachsene Sturmtank der Avenwedder eiskalt zum 1:1-Ausgleich nutzen kann.
In genau solch einer Phase zeigt sich, wie eine Mannschaft mit einer derart psychisch unangenehmen Situation umgeht. Wie so häufig in den letzten Wochen nehmen die Senner Akteure den Ausgleich zwar hin, lassen sich von diesem kleinen Rückschlag aber nicht aus dem eigenen Konzept bringen. Speziell nach dem Ausgleich wird die Hektik auf dem Platz von lauten und unnötigen Rufen von abseits des Platzes noch einmal verstärkt – auch dies lässt die Senner Akteure nahezu kalt. Im Stile einer reifen Mannschaft geht die Wahsner-Elf mit dem Ausgleich um, sammelt sich kurz und versucht in den verbleibenden zwanzig Minuten den letzten Lucky Punch zu setzen.
Vier Minuten vor dem offiziellen Ende der Partie ist es dem Senner Spielführer dann selber vorbehalten, sein Team in kollektiven Jubel ausbrechen zu lassen. Der mittlerweile eingewechselte Florian „Goldfuß“ Helmke, der in seiner unnachahmlichen Art in der Sturmspitze für Unruhe sorgt, gewinnt ein entscheidendes Kopfballduell im Mittelkreis und schickt damit Sennes Goalgetter Malte Gruner allein auf die Reise in Richtung Avenwedder Gehäuse. Der Senner Spielführer bleibt im eins gegen eins eiskalt und vollendet flach zur 2:1-Führung! In den letzten Minuten verteidigen die Senner die Führung mit Mann und Maus: Lange Bälle werden abgelaufen, abgegrätscht oder weg geköpft. Jeder reißt sich in dieser Schlusssequenz noch einmal den Allerwertesten auf, um das Jahr mit einem Sieg zu beenden. Nach 95 Minuten ertönt der erlösende Schlusspfiff – SIEG!!!
Mit fünf Niederlagen zum Saisonauftakt waren wir in einer Situation, die wir so aus den vergangenen, (ohne überheblich klingen zu wollen) erfolgsverwöhnten Jahren nicht kannten. Im Anschluss an diese Negativserie hat sich gezeigt, zu was dieser eingeschworene Haufen fähig ist. Nun überwintern wir auf Rang fünf – Wahnsinn! Mittlerweile fällt es auch uns selber schwer, zu beschreiben, was in den Tagen und Wochen seit dem 8. September (der Tag der letzten Pflichtspielniederlage) in unserem Kreise passiert ist. Die wenigsten werden mir widersprechen, wenn ich sage, dass jeder einzelne wohl selten so eine Lust aufs Fußballspielen, so eine Gier nach Erfolg und so einen unbändigen Willen in einer Fußballmannschaft persönlich erlebt hat. All die verschiedenen Charaktere, die seit Jahren auf ihre jeweils ganz eigene Art und Weise an unserer Senner Erfolgsgeschichte schnitzen, greifen aktuell wie Zahnräder wunderbar ineinander. Wochenlange, harte, ehrliche Arbeit zahlt sich am Ende des Tages eben doch aus und schlägt hier und da auch mal den ein oder anderen größeren Geldschein.
Nun sind wir aber erst einmal froh, dass wir die Füße für ein paar Tage hochlegen können, ehe der Fokus zwischen Weihnachten und Neujahr bei den Bielefelder Hallenstadtmeisterschaften (27.-30. Dezember) schon wieder auf unserem geliebten, runden Leder liegt. Auf diesem Wege wünschen Euch schon einmal eine schöne (Vor)Weihnachtszeit und besinnliche Tage im Kreise eurer Lieben! Bleibt uns auch im neuen Jahr gewogen – unser Weg ist noch nicht zu Ende!