Wieder einmal durchlebte die junge Senner Elf am siebten Spieltag der Bezirksliga ein Wechselbad der Gefühle. Mit der Elf des VfB Schloß Holte, die in der vergangenen Spielzeit erst in der Relegation zum Aufstieg in die Landesliga gescheitert war, gab sich durchaus ein Schwergewicht der Liga die Ehre in der heimischen bpi-Arena. Dabei lag es insbesondere an der starken Willensleistung der Heimelf, dass beide Mannschaften am Ende in eine durchaus gerechtes Remis einwilligen mussten. Die Bedingungen stimmten schon lange vor dem Anstoß: Der Wettergott meinte es bei über 20 Grad ein vielleicht letztes Mal in diesem Kalenderjahr mehr als gut mit den 22 Akteuren auf dem Platz. In Kombination mit dem top gepflegten Rasen bot das herrliche Spätsommerwetter einen mehr als würdigen Rahmen für den nächsten Senner Anlauf auf die nächsten Zähler.
Im Vergleich zu den beiden Vorwochen litt die Intensität der drei Trainingseinheiten unter der Woche ein wenig aufgrund von einigen beruflich- und krankheitsbedingten Absagen. Dennoch konnte das Trainer-Duo Wahsner/Lyko am Spieltag personell fast aus den Vollen schöpfen und sich gleichzeitig sogar den Luxus erlauben, einige Akteure zur Unterstützung an die zweite Mannschaft abzutreten. So änderte sich mit Blick auf die Aufstellung zum 3:0-Vorwochenerfolg über den SC Hicret nur auf einer Position etwas. Keeper Felix Winkler sah mit Massimo Zanghi, Gian-Luca Linstromberg, Stefan Dopheideund Marcel Landgraf die identische Abwehrkette vor sich. Neben dem zentralen Mittelfeld-Duo, bestehend aus Ole Gruner und Michel Dennin, beackerten Rückkehrer Matthes Schwabedissen und sein PendantLuka Marquardtdie Außenbahnen. In der vordersten Angriffsreihe war einmal mehr Verlass auf die laufstarken und mannschaftsdienlich agierenden Timon Finger und Kapitän Malte Gruner.
Die ersten Zähler aus der Vorwoche lösten vor allem einige Knoten im Kopf, sodass man von Beginn an nicht gewillt war, dem spielerisch favorisiertem Gast auf dem eigenen Platz die Kontrolle über das Spielgeschehen zu überlassen. Dennoch begann die Partie alles andere als optimal: Nicht einmal fünf Minuten sind gespielt, da kombiniert sich der Gast mit einer guten Ballstafette durchaus ansehnlich durch das Senner Mittelfeld. Dem Holter Rechtsaußen gelingt eine scharfe Flanke, die im Strafraum zunächst an Freund und Feind vorbeisegelt, am Ende aber auf dem Kopf von Gian-Luca Linstromberg landet. Sennes Innenverteidiger will den Ball wenige Meter vor dem eigenen Gehäuse zur Ecke klären, trifft das runde Leder dabei aber leider so unglücklich, dass das eigene Tornetz zappelt – erneut ein früher Schlag in’s Gesicht, von dem sich die in gelb gekleideten Hausherren ein paar Minuten erholen müssen.
Spätestens ab Minute 15 sind dann aber alle Senner Kicker sowohl psychisch als auch physisch auf Betriebstemperatur. Entgegen der eigenen Annahme, dass die Gäste das Spiel machen und den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren lassen wollen, entwickelt sich ein ausgeglichenes Spiel. Das Innenverteidiger-Duo Linstromberg und Dopheide zieht das Spiel in Kombination mit der Doppelsechs immer wieder in guter Abwechslung aus langen Bällen in die Tiefe und kurzen Bällen in die Schnittstellen auf. Vor allem Rückkehrer Schwabedissen muss auf der rechten Flanke läuferische Schwerstarbeit leisten, um offensiv und defensiv auf der Höhe zu sein. Insgesamt steht die Senner Hintermannschaft – bis auf zwei kleine Unachtsamkeiten – erneut stabil und lässt wenig zu. Lediglich das Spiel nach vorne lässt im letzten Drittel noch die notwendige, aber entscheidende Präzision vermissen. Daher bestimmen wenig Torszenen, dafür aber schnelle Umschaltmomente und eine gesunde Zweikampfhärte das Spielgeschehen bis zur Halbzeit.
In der Halbzeitpause geht ein Ruck durch die Senner Elf, da nun auch die letzten Zweifler im und um das Team erkennen, dass hier heute erneut etwas Zählbares mitgenommen werden kann. Die fehlende spielerische Dominanz der Gäste, die man aufgrund der Qualität im Kader durchaus erwarten darf, gepaart mit der eigenen physischen Präsenz geben einen letzten Motivationsschub für den zweiten Abschnitt. Das Bild ist nahezu identisch zu dem in Durchgang eins: Im Spiel gegen den Ball wird jeder heran rollende Angriff der Holter mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigt – nur so geht es in dieser Liga! Zudem gelingen immer wieder Balleroberungen in der eigenen Hälfte, die für schnelle Konter genutzt werden und mehr und mehr Gefahr auf das Gästetor ausstrahlen. Die eigene Spielanlage wirkt klarer und ein Stück weit reifer als noch in den Wochen zuvor.
Zwanzig Minuten vor dem Abpfiff belohnt sich der bis dato wacker kämpfende Waldbadexpress dann endlich für den couragierten Auftritt. Wieder einmal ist es Schwabedissen, der sich auf der rechten Seite durchsetzt und in der Mitte Spielführer Malte Gruner an der Kante zum Strafraum erkennt. Gruner nimmt den Ball an, verarbeitet diesen technisch sauber und lässt einen nicht allzu strammen, dafür aber verdeckten Schuss in Richtung des Holter Schlussmannes ab. Der fußballerisch starke Gästekeeper offenbart bei der Abwehraktion auf der Linie eine kurze Schwäche, lässt den Ball nach vorne abklatschen, wo Gruner’s Sturmpartner Timon Finger dankend den Ball zum Ausgleich in die Maschen drischt – 1:1, Ausgleich Senne!
In der letzten Viertelstunde muss die Senner Elf dem bisherigen Spielverlauf kräftemäßig ein wenig Tribut zollen und einige schwierige Szenen der Gäste vor dem eigenen Tor überstehen. Die gefährlichste Aktion wird einmal mehr vom überragend agierenden Schlussmann Felix Winkler geklärt, der dem eingewechselten VfB-Stürmer im eins gegen eins mit aller Macht die Stirn bietet und in einer Monsterparade seine ganze Klasse zeigt – Chapeau! Auch der Gast bietet noch einmal Räume, die für die letzten überfallartigen Senner Angriffe genutzt werden, der erhoffte und viel zitierte Lucky Punch bleibt am Ende aber aus.
Es passiert nicht allzu häufig, dass diese Senner Elf mit einem Punkt unter dem Arm den Platz verlässt. Genau das konnte man kurz nach dem Schlusspfiff auch in einigen Gesichtern der Akteure erkennen. Freut man sich, dass man nicht verloren hat oder trauert man dem vielleicht glücklichen, aber alles andere als unmöglichen Sieg hinterher? Natürlich haben wir den Anspruch, das Beste in unserem Sport zu erreichen. Beim Fußball ist das in einem Spiel, welches 90 Minuten dauert, eben nunmal der Sieg und die damit einhergehenden drei Punkte. In der Situation, in der wir uns aber befinden, muss jeder einzelne vielleicht so klar im Kopf sein, dass man sich mit einem Unentschieden zufrieden gibt. Wichtig ist, die Art und Weise der Entstehung zu betrachten. Die vier Zähler, die in den vergangenen beiden Wochen auf der Habenseite verbuchten werden konnten, hat man einem großen Einsatzwillen, einer entfesselten Leidenschaft und einem starken Teamgeist zu verdanken. All diese Attribute müssen Training für Training, Spiel für Spiel an den Tag gelegt werden, um GEMEINSAM die Leiter aus dem Tabellenkeller empor zu klettern.