Die Senner Elf bleibt dank des 1:1-Remis bei Mitaufsteiger Türkgücü Gütersloh zwar auch im vierten Pflichtspiel in Folge ungeschlagen, in der Analyse und Nachbetrachtung der Partie beim Ligakonkurrenten werden einige Akteure die Enttäuschung über den mehr als möglichen Sieg jedoch nicht verbergen können. Ein klares Chancenplus konnte leider nicht in Zählbares umgemünzt werden, sodass sich der Waldbadexpress am Ende mit einem Zähler begnügen muss.
Bei leicht verregnetem Wetter standen auf dem idyllisch gelegenen und gut gepflegtem Kunstrasenplatz in Gütersloh alle Spieler bis auf Urlauber Luka Marquardt und Studien-Praktikant Simon Czernia zur Verfügung. Dementsprechend veränderte sich im Vergleich zur Vorwoche nicht all zu viel mit Blick auf die erste Elf. Felix Winkler hütete in üblicher Manier den Senner Kasten, der von der Verteidigungsreihe Massimo Zanghi, Gian-Luca Linstromberg, Stefan Dopheide und Marcel Landgraf starke Unterstützung bekam. Die Mittelfeldreihe, bestehend aus Cem Beyer, Ole Gruner, Michel Dennin und Matthes Schwabedissen, versuchte immer wieder das Spiel mit flachen Bällen auf die Doppelspitze, bestehend aus Malte Gruner und Florian Helmke, schnell zu machen.
Das Stimmungshoch aus dem ersten Saisonsieg gegen den SC Hicret, gepaart mit dem Unentschieden gegen den VfB Schloß Holte und dem Pokalerfolg gegen den bis dato noch ungeschlagenen Spitzenreiter FC Türk Sport unter der Woche, gaben vorab genug Rückenwind, um mit einer breiten Brust bei der Elf von Türkgücü Gütersloh anzutreten. In den ersten 45 Minuten ist auch durchaus zu erkennen, zu was die Senner Elf fußballerisch in der Lage ist. Wie in den Partien zuvor, zwingt man die gegnerische Abwehrreihe durch hohes Gegenpressing früh zu Fehlern und Unsicherheiten. Die stabile Defensivgerüst lässt erneut, bis auf wenige Kontersituationen der Gastgeber, wenig zu. Und wenn doch mal ein Ball durchrutscht, dann ist mit Felix Winkler mal wieder der stark agierende Senner Schlussmann da, um den Gegentreffer zu verhindern.
Der Kunstrasenplatz kommt der Senner Elf entgegen, um bis zur Pause den Ball ordentlich laufen zu lassen. Immer wieder schafft es die Senner Offensive durch kurze, schnelle Ballstafetten das runde Leder weit in die Hälfte der Hausherren zu tragen. Im Abschluss, im wichtigsten Moment vor dem Tor, fehlt in Durchgang eins jedoch noch das letzte Quäntchen Glück und Willen. Cem Beyer und Matthes Schwabedissen schaffen es immer wieder sich durch gekonntes Tempodribbling auf ihrer Außenbahn durchzusetzen und etliche Hereingaben in den Strafraum zu produzieren. Leider verpasst die Senner Offensivreihe den Ball im letzten Moment oder der Abschluss wird pariert, geblockt oder zischt am Tor vorbei. Bereits im ersten Abschnitt erarbeitet sich der Waldbadexpress ein deutliches Chancenplus, mit dem es in die Kabine geht.
In der Halbzeitpause sind sich die elf Akteure auf dem Platz einig, dass man dem Gegner in puncto Zweikampfführung und vor allem fußballerisch überlegen ist – es fehlt lediglich die Belohnung in Form eines eigens erzielten Treffers. Dementsprechend heißt es geduldig zu bleiben und nichts am eigenen Spielsystem zu ändern.
Wieder kommen die Kicker vom Waldbad gut in den zweiten Abschnitt und produzieren einen Angriff nach dem anderen. Das Tor der Gastgeber scheint bis dato aber wie vernagelt, sodass man weiter anlaufen und auf den erlösenden Führungstreffer warten muss. Jetzt, wo das zu keiner Zeit hart und zu keiner Zeit unfair geführte Spiel immer länger andauert, kommen auch die Gastgeber öfter zu dem ein oder anderen gefährlichen Abschluss nach langen Bällen aus der Tiefe oder Kontersituationen. Dennoch hat man als Akteur auf dem Platz – bei allem Respekt vor dem Gegner – zu keiner Zeit das Gefühl, dass man nicht doch noch als Sieger vom Platz gehen wird.
Mit Timon Finger kommt rund zwanzig Minuten vor Schluss noch einmal ein Senner Akteur auf den Platz, der den Schwung der Vorwochen in den Schlussminuten auf der rechten Außenbahn mitnehmen und für neue Gefahr sorgen soll. In Minute 80 ist es dann eben jener Timon Finger, der sich auf der rechten Seite nach einer Umschaltaktion durchsetzen kann, am zweiten Pfosten Matthes Schwabedissen erspäht und diesen mit einer langen Flanke butterweich bedient. Schwabedissen kontrolliert den Ball, legt in sich auf seinen starken rechten Schlappen und drischt das Leder zur verdienten Führung in‘s lange Eck – 1:0 Senne, endlich!
Nun heißt es die letzten zehn Minuten schadlos zu überstehen, um dem vermutlichen Mitkonkurrenten im Kampf um den Ligaverbleib drei wichtige Punkte abzunehmen und die eigene, positive Serie weiter auszubauen. Vollkommen überflüssig fängt die Senner Elf allerdings an, sich immer weiter in die eigene Hälfte fallen zu lassen, um das Ergebnis über die Zeit zu retten. So wittern die Gastgeber noch einmal ihre letzte Chance in wilden Kontersituationen. Einer dieser Angriffe rutscht tatsächlich auf der rechten Seite durch, wo Türkgücü‘s Außenspieler den Ball unbedrängt in den Senner Strafraum hereinbringen kann, in dem der Ex-Bundesliga-Profi Momo Diabang am zweiten Pfosten wartet, um den Ball zum Ausgleich einzuköpfen – 1:1, mehr als unnötig. In den verbleibenden vier Minuten passiert nichts erwähnenswertes mehr, dass eine letzte Hoffnung auf die erneute Führung und den damit verbundenen Sieg aufkeimen lässt.
So sitzt man nach dem Spiel mit gesenktem Kopf in der Kabine und guckt sich fragend an, wie man die sicher geglaubten drei Punkte derart bitter noch verspielen konnte. Natürlich ist es ein weiterer Punkt auf der Habenseite. Und natürlich bleiben wir auch im vierten Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage. Dennoch MÜSSEN wir uns eingestehen, dass wir dieses Spiel mit der letzten Konsequenz besser hätten über die Bühne bringen MÜSSEN. Ein derartiges Chancenplus darf uns gegen einen direkten Konkurrenten im Tabellenkeller in der letzten Minute nicht in Form des unverdienten Ausgleiches um die Ohren fliegen. Bereits nächste Woche kommt mit der Elf vom Gütersloher TV das nächste Kellerkind in die bpi-Arena. Wir stehen derzeit mit fünf Punkten nach acht Spielen auf Platz 15. Wir dürfen nicht drumherum reden, dass ein am kommenden Sonntag ein Heimsieg Pflicht ist, um weiter aus dem Tabellenkeller empor zu klettern. Jetzt heißt es aus den eigenen Fehlern zu lernen und Reife zu zeigen.