Auch im dritten Anlauf konnte die junge Senner Elf nicht die erhofften ersten Zähler auf dem eigenen Punktekonto verbuchen. Dabei waren die Vorzeichen bereits vor dem Auswärtsspiel beim TSV Oerlinghausen alles andere als positiv: Erneut galt es etliche urlaubs-, berufs-, studien- und verletzungsbedingte Ausfälle zu kompensieren. Namen wie Simon Czernia, Matthes Schwabedissen, Malte, Jan und Ole Gruner, Gian-Luca Linstromberg oder auch Luka Marquardt kann einfach keine Senner Elf dieser Welt eins zu eins ersetzen. So konnte das wieder vollständige Trainer-Duo Mike Wahsner und Christian Lyko am dritten Spieltag der Bezirksliga, Staffel 2, lediglich auf einen aus zwölf Akteuren bestehenden Rumpfkader zurückgreifen.
Im Tor der Senner Elf stand Neuzugang Felix Winkler, der mit Linksverteidiger Marcel Landgraf, dem Innenverteidiger-Duo bestehend aus Kapitän Stefan Dopheide und Malte Hawerkamp, sowie Rechtsverteidiger Henrik Eckseler den defensiven Block bildete. Das 6er-Duo Frank Rott und Michel Dennin wurde von den Außenspielern Dennis Ambrosius und Cem Beyer flankiert. In vorderster Front liefen mit Philipp Schlegel und Timon Finger zwei schnelle, abschlussstarke Stürmer auf, die die Abschlussschwäche der vergangenen beiden Spiele im Idealfall vergessen machen sollten.
Mit dem Wissen, dass die Personalsituation derzeit alles andere als rosig ist und dem gleichzeitigen Bewusstsein, dennoch so langsam die ersten Zähler einfahren zu müssen, um den Saisonstart nicht gänzlich in den Sand zu setzen, wirkt der Waldbadexpress in der Anfangsviertelstunde wie paralysiert. Einfache Ballverluste, eine schwache Zweikampfführung, keine Kommunikation auf dem Feld und überhastete Aktionen lassen das Senner Spiel kurz nach Anpfiff ganz ganz schlecht aussehen.
Folgerichtig muss die Wahsner-Elf nach rund acht Minuten den ersten Nackenstoß hinnehmen. Ein Freistoß der Gastgeber, der aus rund 25 Metern zentral mit einem strammen Schuss auf das Senner Gehäuse abgefeuert wird, flattert dem TuS08-Schlussmann Winkler so ungünstig an den Fäusten vorbei, dass der Waldbadexpress früh mit 1:0 in’s Hintertreffen gerät.
Zehn Zeigerumdrehungen später gilt es die nächste Hiobsbotschaft zu verkraften. Als wäre die Personalsituation nicht eh schon bescheiden genug, knickt Philipp Schlegel in einer leicht unübersichtlichen Zweikampfsituation so ungünstig um, dass der linke Knöchel direkt anschwillt und beim Senner Stürmer an’s Weiterspielen nicht mehr zu denken ist. Rund 24 Stunden später bestätigten sich leider die schlimmsten Befürchtungen – Schlegel riss sich in dieser Situation das Außenband und fällt in den kommenden Wochen ebenfalls aus. Gute Besserung auch nochmal an dieser Stelle, Philipp! Schlegel wird von Senne’s Sturm-Veteran Florian „Goldfuß“ Helmke ersetzt, der sich trotz anhaltender Probleme im Fußgelenk einmal mehr vorbildlich in den Dienst der Mannschaft stellt.
Bei knapp über 30 Grad kommt die erste Trinkpause aus Senner Sicht zur richtigen Zeit. In der rund einminütigen Pause bemängelt Coach Wahsner die Körpersprache, die trotz der allgemeinen Situation nicht der Liga würdig ist. Im Anschluss finden die ganz in blau gekleideten Kicker langsam aber sicher besser in’s Spiel und größtenteils auch zu sich selber. Vorne weg ist Timon Finger zu nennen, der keinen Zweikampf scheut, starke Defensivarbeit leistet und viele Bälle gut festmacht. Bis zum Pausenpfiff ist es ein Spiel auf Augenhöhe, in dem jedoch keine zwingende Aktion in Richtung der beiden Torhüter für Aufsehen sorgt.
In den zweiten 45 Minuten fängt die Senner Elf an, an sich selber zu glauben. Warum auch nicht? Schließlich hat man das Fußballspielen in der Sommerpause und der Vorbereitung auch nicht verlernt. Es gilt nur, das trainierte umzusetzen und die eigene spielerische Stärke auf den Platz zu bringen. Dennoch offenbaren die Hausherren mit einer einfachen Aktion eine DER aktuellen Schwächen der Kicker vom Waldbad. Mitten in die erste erwähnenswerte Drangphase der Senner Elf, spielt ein Oerlinghauser Mittelfeld-Akteur einen hohen Ball in den Rücken der Hintermannschaft. Der schnelle TSV-Stürmer gewinnt auf halblinks zunächst das Laufduell gegen Malte Hawerkamp, bringt den Ball dann scharf vor dem Senner Gehäuse auf den zweiten Pfosten, wo ein Abnehmer den Ball nur noch in’s Netz schieben muss – 0:2, Fußball kann so einfach sein.
War’s das schon? Wer die Senner Elf in den letzten Monaten und Jahren kennengelernt hat, weiß, dass die starke Moral eine große und entscheidende Rolle im eigenen Spiel spielen kann. So auch dieses Mal: Quasi im Gegenzug ist es Neuzugang und Rechtsaußen Cem Beyer, der es dieses Mal vor dem gegnerischen Schlussmann besser macht und den Ball mit dem Glück des Tüchtigen über die Linie drückt. Minute 57, Nur noch 1:2, Senne ist jetzt am Drücker! Die Gastgeber zeigen sich durch den Anschlusstreffer verunsichert und beschränken sich fortan fast ausschließlich auf lange Bälle aus der eigenen Defensive, um für Entlastung zu sorgen.
Eine Viertelstunde vor Schluss muss es erneut ein Mann richten, den man in den vergangenen Wochen auf dem Trainingsplatz und in der Kabine leider meist vergeblich gesucht hat. Florian „Goldfuß“ Helmke, der sich aufgrund seiner Probleme im Fuß zunächst einmal vom Waldbadexpress verabschiedet hat, aber dennoch immer Gewehr bei Fuß steht, wenn er gebraucht wird, lauert nach einem Tempogegenstoß in Minute 73 in bester Stürmermanier im 16er des Gegners, bekommt den Ball serviert und vollendet mit einem punktgenauen Drehschuss in’s lange Eck zum mittlerweile verdienten 2:2-Ausgleich.
Die Euphorie über den Ausgleich und der Aufschwung nach dem zweiten Treffer halten aber nur kurz an – ganze 180 Sekunden. Mit einem Freistoß aus dem linken Halbfeld kommen die Hausherren zunächst in den Senner 16er, wo der Ball zwar erst geklärt wird, aber im Ping-Pong-Stil direkt zurückkommt und erneut am langen Pfosten landet, an dem der gegnerische Angreifer den Ball per Kopf im kurzen Eck nur wenige Zentimeter über die Linie drücken muss. 2:3, Senne läuft erneut einem Rückstand hinterher.
Es sind noch knapp 15 Minuten (+ X) auf der Uhr, in der sich die Kicker vom Waldbad in einem vom fußballerischen Niveau zwar generell überschaubaren Spiel, in Puncto moralischer Leistung aber zumindest mit einem Punkt belohnen können. Noch einmal wirft das letzte Senner Aufgebot alles in die Waagschale. Die letzten Versuche, die letzten langen Bälle in die Spitze, die letzten Angriffe rollen in Richtung Oerlinghauser Gehäuse – leider ist am Ende der gut 95 gespielten Minuten keine Aktion mehr vom Erfolg gekrönt. Es bleibt beim 2:3 aus Senner Sicht, es bleibt bei der knappen Niederlage.
Nach vielen Jahren in der Kreisliga, in der wir insbesondere aufgrund unserer harten Arbeit unter der Woche Sonntag für Sonntag meist von Erfolg verwöhnt waren, blickt man in der Bezirksliga jetzt einer anderen Realität in’s Auge. Und die sieht wie folgt aus: Drei Spiele, null Punkte, 5:12 Tore, Tabellenletzter.
Ein krasser Fehlstart? Jeder Außenstehende würde das so unterschreiben. Und ja, auch wir sind ehrlich genug, um zu sagen, dass wir uns den Start in die neue Spielklasse durchaus anders vorgestellt haben. Aber eine Sache, die niemand mit uns teilt, die in der Betrachtung des bisherigen Saisonstarts aber essenziell ist, ist das Bewusstsein darüber, die Situation richtig einzuschätzen. Haltet uns für naiv, wenn wir sagen, dass wir unseren Weg weitergehen. Haltet uns für bedenkenlos, wenn wir sagen, dass wir uns nicht verrückt machen lassen. Haltet uns für zu jung, wenn wir sagen, dass unsere Zeit kommen wird. Wir haben zu lange für das „Erlebnis Bezirksliga“ gearbeitet, als das wir es so einfach wieder herschenken würden. Wir haben zu lange gehofft, dem Senner Publikum auf dem heimischen Rasen Bezirksliga-Fußball mit großem Spaß und hoher Authentizität bieten zu können, als das wir nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um dies in die Realität umsetzen zu können.
Liebe Sennerinnen und Senner, bleibt uns gewogen! Wir wissen eure Unterstützung zu schätzen. Gebt uns die Zeit, die wir in dieser durchaus schwierigen Phase brauchen – wir werden es Euch auf unsere Art und Weise positiv zurückzahlen!