4:0 in Hesseln, zweiter Sieg in Folge – ist das die „Riserva reloaded“?

(SM) In einer mit dem Fußballsport nur entfernt verwandten Lehm- und Matschschlacht im Altkreis Halle, beim unangenehm zu spielenden Tabellenletzten SG Hesseln, konnte die Riserva souverän mit 4:0 gewinnen und sich nach Wochen mal wieder „über den Strich“ setzen. Der Weg dahin war nass, kalt und rutschig!

Die steife Brise, die um 14:31 Uhr dem einsam an der Außenlinie der Riserva im monsunartigen Regen ausharrenden Senner Betreuer, Stefan Mahne, das Wasser in die Daunenjacke blies, dürfte in etwa symbolisch dafür stehen, was die Senner Senioren-Fußballabteilung zur Zeit durchmacht.

Noch vor gut zwei Wochen dem „Tode näher als dem Leben“ schien es ein letzter Schock des eiligst herbeigekarrten Defibrillators zu sein, der den ausgemergelten Mannschaftskörper der Senner Zwoten nochmal ins Diesseits beförderte, sozusagen in allerletzter Sekunde! Seitdem haben sich zahlreiche „Ersthelfer“ um den Patienten 2. Mannschaft gescharrt, die nun seit 2 Wochen buchstäblich „den Karren aus dem Dreck ziehen“ – eine weitere Metapher, die für die schwere Partie auf dem Hesselner Geläuf passend erscheint. Die Senner Fußballsenioren als Ganzes begreifen, als zusammengehörige Einheit, die sich in ihren drei Mannschaften überall hilft und unterstützt – die einstige Vision bedarf einer Erneuerung. Diese Erneuerung geht für die um Stabilität ringende 2. Mannschaft zunächst mit einem weiteren Verlust einher: Der Trainer ist weg! Sympathieträger Ahmet Yildirim übernahm am vergangenen Donnerstag das Amt des Trainers des Waldbadexpress; und die Zwote? Nun, die darf nun beweisen, dass sie auf wackeligen Beinen alleine stehen kann! Eine gute Trainingsbeteiligung seit der vermeintlichen „Stunde Null“, die unschätzbare Unterstützung von Menschen, die im Notfall immer für den Verein da sind, aber auch die Unverwüstlichkeit einiger Akteure, die selbst die ganz dunklen Stunden der letzten Monate miterlebt haben, prägen das Lagebild der legendären „Riserva“ in den letzten 18 Tagen. Die gute Stimmung ist zurückgekehrt und der Glauben daran, dass man echt gut sein kann, wenn man es denn nun will! Aber: Wer glaubt, dass man die zurückliegende schwere Phase abstreifen kann wie einen zu großen Morgenmantel, der sollte sich in Acht nehmen: Es gilt Vertrauen wieder herzustellen, untereinander und zwischen den Teams. Alle, die daran mitwirken wollen, sind gerade im finsteren November herzlich willkommen!

Ein wenig ungläubig rieb sich der neugegründete „Verwaltungsrat“ der 2. Mannschaft am vergangenen Samstagabend die Augen: Bis auf die Langzeitrekonvaleszenten Speedster Alex Schulze und Lars Trapp musste das Spielertrainer-/Betreuertrio Rott/Terveer/Mahne lediglich auf Felix Scharf und Fabio Schiprowski verzichten. Alle anderen Kicker meldeten sich einsatzbereit und willig! Wann hatte es das zuletzt gegeben? Daher musste bei der Kaderzusammenstellung die eine oder andere schmerzhafte Entscheidung getroffen werden, gerade nach der langanhaltenden Spielerebbe keine dankbare Aufgabe!

Die Senner liefen mit dem zuletzt tadellosen und gut haltenden Sven Terveer im Tor sowie einer Viererkette aus Rüter, Klimusch, Dalhoff und Tokman auf. Die Defensive zeigte bis auf wenige Szenen eine stabile und seriöse Vorstellung, bei der vor allem Klimusch und Rüter kompromisslos für Ordnung auf dem seifigen Geläuf sorgten. Auf der Sechs liefen mit Allstar-Anwärter und Lieblingsmensch Flori Helmke sowie dem kaum aus der Ruhe zu bringenden Youngster „Lücke“ Hentschel ein virtuoses Duo auf, dass sich wunderbar versteht. Die Flügel besetzten der seit Wochen in bestechender Form spielende Hochgeschwindigkeitszug Tom Friedrich und die eher gröbere Kelle, Jonathan Vogt. Offensiv setzte Regisseur Frank Rott mit feinem Füßchen regelmäßig Kumpel „Silencer“ Marc Wittler in Szene.

Das Spielertrainerduo setzte in der Kabinenansprache auf einen druckvollen Auftakt, um sich auf dem völlig durchweichten Rasenplatz am Ende nicht einer Partie „Russisch Roulette“ ausgesetzt sehen zu müssen. So agierten die Senner von Beginn an hochkonzentriert und schafften es recht schnell trotz der desolaten Platzverhältnisse zu aussichtsreichen Gelegenheiten zu kommen. Direkt zu Beginn konnte sich der Torwart der Gastgeber jedoch mit einer sehenswerten Parade auszeichnen, die Senner Führung – vereitelt. Sehenswert gut über weite Strecken, das fußballerische Zusammenwirken zwischen der Zentrale aus Helmke, Hentschel und Rott. Zum Teil sich wie auf Eiern bewegend wurde der flache Pass gespielt, ehe immer wieder Tom Friedrich in die Lücke auf der Flanke geschickt wurde. Senne war klar überlegen, die Gastgeber suchten ihr Glück in langen, vielleicht durchrutschenden Bällen, aber weder Klimusch und Rüter noch Dalhoff oder Tokman offenbarten Schwächen, sodass Sven Terveer erst kurz vor der Pause ein erstes Mal geprüft wurde, aber überragend auf dem Posten war. Der Anfangsschwung war schon beinahe verpufft, da passt der wieselflinke und erneut durchgebrochene Tom Friedrich eine sehenswerte Vorhergabe auf den mitgelaufenen Joni Vogt. Vogt kommt zu spät und rutscht in den herauseilenden Torwart, der in der Folge des Zusammenpralls mit Vogt, der dafür den Gelben Karton erhält, nicht mehr weiterspielen kann. Gute Besserung an den Hesselner Spielertrainer von dieser Stelle!

Dann schlägt die Stunde des überragenden Tom Friedrich, der mit sicherer Leichtigkeit wie auf Schlittschuhen über den seifigen Rasen flitzt und seinen Bewachern ein ums andere Mal entkommt. Es ist um die 20. Spielminute, als Friedrich alleine auf das Tor eilt und aus gut 18 Metern einen gefühlvollen Heber in die Maschen haucht. Die Senner Führung zwar überfällig, aber hier mit Sonderlob in der B-Note für Friedrich auszustatten.

Es folgt die stärkste Phase der Senner in einer Partie, die sich durch viele Nicklichkeiten und einem guten Dutzend Gelber Karten auszeichnet. Nach einer Ecke infolge einer Großtat des Hesselner Reservekeepers herrscht das übliche Durcheinander vor dem Gastgebergehäuse. Nach mehreren Anläufen ist Frank Rott derjenige, der die Übersicht behält und im Tumult das Leder in die Maschen bugsiert – 2:0 Senne, wichtiges Ding! Nur drei Minuten später ist wieder der sackstarke Friedrich mit Ball unterwegs und wird im Sechzehner vom herauslaufenden Keeper unsanft von den Beinen geholt. Jugendlich frech schnappt sich Friedrich die glitschige Kugel und hämmert den Strafstoß unter die Latte. Das 3:0 gestaltet die Partie nun deutlich, dennoch lassen die Senner noch zu viel liegen, kommt es zu viel zu vielen Diskussionen mit Gegenspielern und Schiedsrichter, in denen die Waldbadkicker sich letzten Endes selber schwächen. Einen Schlusspunkt im ersten Durchgang setzt dann endlich Joni Vogt im dritten Anlauf, als er von einer starken Wittler-Vorarbeit profitiert. Der „Silencer“ setzt sich im intensiven Zweikampf in Richtung Grundlinie sehenswert durch, sodass Joni Vogt am langen Pfosten lauernd nur noch einschießen braucht. Mit dem 4:0 ist die Messe bereits nach 45 Minuten gelesen, die Partie sollte trotz der klaren Führung sowohl meteorologisch als auch zwischenmenschlich ungemütlich bleiben.

Tom Friedrich darf zur Pause in der Kabine bleiben, für ihn läuft Mert Kilic auf. Kilic braucht einige Zeit, ehe er sich an die Rahmenbedingungen der Partie gewöhnt, kann dann aber zusehends seinen Beitrag zum letztlichen Erfolg beitragen. Die gesamte zweite Halbzeit ist von Ungenauigkeiten im Passspiel sowie zum Teil Slapstick-artigen Rutschpartien und Ausrutschern geprägt, sodass Torszenen Mangelware werden. Gleich zu Beginn des zweiten Durchganges offenbart die Senner Hintermannschaft einige Lücken, aber auf aufgrund des hellwachen Terveers im Senner Gehäuse bleibt die „0“ erhalten. Es wird im Verlauf der zweiten Halbzeit insgesamt ruhiger und weniger hitzig, die Senner kommen an zahlreiche durch Fouls an Mert Kilic verursachte Standards, aber auch den Sennern fehlt am Ende auf dem tiefen kraftraubenden Geläuf die Durchschlagskraft, um das Ergebnis noch in die Höhe zu schrauben. Kris Naporra und Marcel Schmidt verdienen sich bei ihrem Einsatz von der Bank kommend noch Fleiskärtchen. Flori Helmke schlenzt in „Goldfuß“-Manier in der Schlussviertelstunde noch eine Kugel knapp über den Torwinkel, in zahlreichen „Stocher-Situationen“ vorm Hesselner Gehäuse fehlt den Sennern am Ende stets das nötig Quäntchen „Fortune“. In einer völlig sinnlosen Aktion (der letzten des Spiels) lässt sich Burhan Tokman von seinem Gegenspieler, der ihm in die Beine tritt, zu einer Tätlichkeit hinreißen und darf das Spielfeld zeitgleich mit allen anderen Akteuren verlassen, nur allerdings mit Rotem Karton. Weshalb die vorausgehende Tätlichkeit nur mit Gelb bzw. Gelb-Rot bestraft wurde, lässt sich von hier aus nicht nachbetrachten.

Die zweite Mannschaft rauft sich zusammen, und zwar richtig, das darf man vorsichtig optimistisch nach den zurückliegenden zweieinhalb Wochen sagen. Es gilt aber, dranzubleiben und die absolvierten erfolgreichen Wochen nicht mit einem Selbstläufer zu verwechseln. Die Fluktuation innerhalb des Kaders wird weiterhin da sein, daher gilt es nun, den Mannschaftskern so weit zu stabilisieren, dass dieser wieder im Stande ist, allen darin und darum Halt zu geben. Ich kann meinen herzlichen Dank an alle, die zuletzt dabei mitgeholfen haben, das unrühmliche Ende der zweiten Mannschaft abzuwenden, nur erneuern: Flori, Jan, Luka, Towarischtsch Grot, Äitsch, Henne – großartige Typen in der Not. Bitte weiter so!

Bereits am kommenden Mittwochabend wir die Partie gegen NK Croatia auf dem ungeliebten Ascheplatz in Milse wiederholt. Auch dort wird es für ausschließliche Fußballvirtuosen schwierig sein, etwas zu holen. Daher heißt es einen kühlen Kopf zu bewahren und am Ende hoffentlich clever die drei Punkte mit zum Waldbad zu nehmen.

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