Waldbadexpress beendet Hinrunde mit einem Paukenschlag

Was für ein gelungener Abschluss der Hinrunde! Am 15. Spieltag wusste die Senner Elf auch gegen die Mannen vom FSC Rheda, die als Tabellenzweiter und damit gleichzeitig als einer der aktuellen Aufstiegsfavoriten anreisten, zu glänzen. Dank einer starken, geschlossenen Mannschaftsleistung verdienten sich die Kicker vom Waldbad am Ende der 90 gespielten Minuten den knappen 2:1-Erfolg. Die Folge: Zehntes (!) Ligaspiel in Serie ungeschlagen – wo soll das noch hinführen…?

Nasskaltes Herbst-Wetter dominierte an diesem Sonntag das Himmelsbild über der bpi-Arena. Im Gegensatz dazu zeigte sich das Geläuf jedoch von seiner besseren Seite. Zum Ende der Woche kurz geschoren und noch einmal frisch abgezogen, lud das Grün zu einem erneuten Fight gegen einen der „Großen der Liga“. Die Vorbereitung auf das letzte Spiel der Hinrunde liefen mit Blick auf das Personal jedoch eher schleppend. Während Dienstag und Donnerstag etliche krankheits-, berufs- oder studienbedingte Absagen eintrudelten, platzte die Kabine beim Abschlusstraining am Freitag mit über 15 Mann gefühlt aus allen Nähten.

Chef-Trainer Mike Wahsner musste auch in dieser schwierigen Partie auf seinen Spielführer Malte Gruner verzichten, der seine Strafe mit Beendigung dieser Begegnung jedoch abgesessen hat. Bis auf zwei, drei kleine Fragezeichen waren jedoch alle Akteure zunächst einmal mit an Bord, sodass sich folgende Aufstellung ergab. Torhüter Felix Winkler bildete zusammen mit Massimo Zanghi, Gian-Luca Linstromberg, „Co-Kapitän“ Stefan Dopheide und Henrik Eckseler das Abwehrbollwerk. Luka Marquardt rückte neben Matthes Schwabedissen, Michel Dennin und Timon Finger, der den angeschlagenen Ole Gruner auf der „Sechs“ wieder einmal bärenstark vertrat, in die Mittelfeldreihe. Simon Czernia und Cem Beyer bildeten das bullige Sturm-Duo, welches den Gegner früh im eigenen Spielaufbau stören sollte.

Von Beginn an ist der Waldbadexpress auf dem heimischen Geläuf präsent. Die Anfangsphase ist geprägt von einer lauten Kommunikation, hoher Laufbereitschaft, gewonnenen Zweikämpfen und nicht zu letzt auch sehr ordentlichem Offensiv-Fußball. Es dauert keine fünf Minuten, bis der kränkelnde Matthes Schwabedissen, den man aufgrund seiner unfassbar hohen Laufleistung in der Nachbetrachtung des Spiels einfach zum Man Of The Match küren muss, immer wieder auf die Reise in Richtung Grundlinie geschickt wird. Zusammen mit Luka Marquardt auf der anderen Seite, kreirt auch das Sturm-Duo Czernia/Beyer durch gefährliche Wege in die Tiefe immer wieder Szenen, die die vermeintlich sattelfeste Defensive der Gäste ins Wanken bringt.

Im Anschluss an die ersten zwanzig Minuten verflacht das Spiel zunächst ein wenig, ehe es die Senner Elf in Minute 33 nahezu aus dem Nichts schafft, sich doch endlich für die bis dato taktisch disziplinierte und fußballerisch starke erste halbe Stunde zu belohnen. Wieder ist es ein Ballgewinn von Timon Finger im Mittelfeld, der das Leder auf den bärenstarken Simon Czernia weiterleitet. Czernia trägt den Ball tief in die Hälfte der Gäste, wo er den mitlaufenden Michel Dennin im Zentrum erspäht. Dennin verarbeitet den Ball kurz vor dem 16er von Rheda und drückt den Ball im 1 vs. 1 unter den Beinen des Gästekeepers zur 1:0-Führung über die Linie – verdient!

Die Gäste, denen gegen das erneut hohe Senner Pressing spielerisch wenig einfällt, bleiben insgesamt nur bei Standardsituationen gefährlich. Eben genau einer dieser Standards verhilft dem Spitzenteam in Minute 41 zum schmeichelhaften Ausgleich. Ein zentral getretener Freistoß findet am 16er den Kopf des großgewachsenen Innenverteidigers, der den Ball per Bogenlampe über Felix Winkler, den bei dem Gegentor absolut keine Schuld trifft, ins Senner Tor bugsiert – 1:1, Halbzeit.

Bis auf den Gegentreffer, den man aufgrund individueller Klasse und Cleverness jedoch nur äußerst schwer verteidigen konnte, gibt es in der Halbzeit keinen Makel an der gezeigten Leistung. Coach Wahsner lobt die physische Präsenz in den Zweikämpfen und die Umsetzung der taktischen Vorgaben, die es dem Gegner schwer machen, sich zu entfalten. Der eigene hohe Aufwand, der von Minute eins an betrieben wird, muss in Durchgang zwei mit einem weiteren Treffer belohnt werden.

Der zweite Abschnitt startet mit etwas weniger Tempo als die ersten 45 Minuten. Die individuell stark besetzten Gäste versuchen ihr Spiel aufzuziehen, scheitern dennoch immer wieder an den stets an den Männern klebenden Hausherren, die defensiv zudem sehr sattelfest stehen. Ähnlich wie im vergangenen Heimspiel gegen den FC Türk Sport Bielefeld, wird das Spiel bis Minute 65 nickeliger. Die Zweikämpfe werden intensiver und nahezu jeder Pfiff des Unparteiischen, der in seinen Entscheidungen nicht immer eine klare Linie erkennen lässt, wird von beiden Seiten kommentiert.

Umso schöner ist dann die 69. Spielminute, in der erneut Jubel in der bpi-Arena aufkommt. In einem der zahlreichen Tempogegenstöße gelangt das Leder auf die linke Außenbahn zu Luka Marquardt. Im letzten Drittel des Feldes behält Marquardt die Übersicht und sieht den einlaufenden Matthes Schwabedissen, welcher den Ball zunächst kontrolliert und dann abschließt. Der Gästekeeper ist an dem Abschluss zwar dran, lässt den Ball aber über seine Hände per Bogenlampe ins lange Eck gleiten – 2:1 Senne, kollektiver Jubel!

In den verbleibenden 20 Minuten drücken die Gäste nach vier Spielerwechseln und einer Systemumstellung auf den möglichen Ausgleich. Die blau gekleideten Hausherren verteidigen mit Mann und Maus und schaffen es gleichzeitig immer wieder, mit Gegenstößen für Entlastung zu sorgen.Bis auf zwei, drei Hochkaräter, die aber zur Statistik der Senner hinzugefügt werden müssen, gibt es keine richtig nennenswerte Aktion des FSC mehr zu vermelden. Nach 90 Minuten (+4) ertönt der von TuS-Seite herbeigesehnte Abpfiff der Partie – der Rest ist pure Freude!

Wow! Der Blick auf den Rasen lässt nach der Partie erahnen, was in den über 90 Minuten zuvor auf eben jenem passiert ist. Wieder einmal stand eine Mannschaft auf dem Platz, die trotz der Begleitumstände der kranken, fehlenden oder angeschlagenen Akteure immer an sich und den möglichen Sieg geglaubt hat. Wieder einmal hat sich jeder für den Nebenmann den Allerwertesten aufgerissen und den Rasen, im wahrsten Sinne des Wortes, umgepflügt. Wieder einmal konnten wir zeigen, das die Ergebnisse gegen die viel zitierten Aufstiegsfavoriten VfB Schloß Holte, VfR Wellensiek oder eben auch dem FC Türk Sport Bielefeld keine Eintagsfliegen waren. Mit der Fortsetzung der aus unserer Sicht mittlerweile unfassbaren Serie, wird die Brust von Woche zu Woche breiter. Es ist schön, dieser Liga zu zeigen, dass man mit nahezu keinen finanziellen Mitteln, dafür aber weitaus mehr zwischenmenschlichen Werten bestehen und mithalten kann.

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