Waldbadexpress verlässt die Abstiegsplätze

Der nächste Sieg ist eingetütet, die nächste drei Zähler dürfen auf der Habenseite verbucht werden! Mit dem 4:1-Heimerfolg über die Elf vom Gütersloher TV, die in der vergangenen Spielzeit als Aufsteiger lange Zeit an der Tür zur Landesliga klopfen konnte, verlässt der Waldbadexpress erstmalig in dieser Spielzeit die Abstiegsplätze. Gleichzeitig bleibt die Elf des Trainer-Duos Mike Wahsner und Christian Lyko damit auch im fünften Pflichtspiel in Folge ungeschlagen. Die stolze Bilanz der letzten 450 gespielten Minuten: Drei Siege, zwei Remis – so kann es weitergehen!

Die Vorbereitung auf dieses wichtige Spiel gegen einen der direkten Konkurrenten im Tabellenkeller lief jedoch alles andere als optimal. Die Einheit am Dienstag wurde aufgrund von diverser berufs-, studien- und krankheitsbedingter Absagen kurzfristig eingestampft. An dieser Stelle heißt es sich einmal mehr selber zu hinterfragen, ob die eigene Absage einen triftigen Grund hat oder eher aus notorischer Unlust entsteht. Ein wichtiger Punkt, an dem in naher Zukunft an einigen Stellschrauben gedreht werden muss. Durch den Feiertag am Donnerstag, an dem nicht trainiert werden darf, stand also lediglich die Freitagseinheit auf dem Plan, die genutzt werden musste, um sich möglichst gut und fokussiert auf diese wichtige Heimaufgabe vorzubereiten.

Die Trainingswoche, wenn man selbige überhaupt so nennen kann, wirkte sich auf einigen wenigen Positionen dementsprechend auf die Startelf der Hausherren aus. Im Tor stand mit Felix Winkler ein abermals mehr als sicherer Rückhalt, der es sich aber nicht nehmen lässt, den nicht ganz unhaltbar scheinenden Gegentreffer auch selbstkritisch zu beäugen. Mit Henrik Eckseler stieß neben Massimo Zanghi, Gian-Luca Linstromberg und Marcel Landgraf einer der Trainingsweltmeister neu auf den Posten des zweiten Innenverteidigers. Vor Ole Gruner und Michel Dennin, die als angestammte Sechser viel Lauf- und Zweikampfarbeit zu verrichten hatten, lief mit Cem Beyer, dem Rückkehrer Simon Czernia, Timon Finger und Kapitän Malte Gruner ein offensiv ausgerichtetes, nahezu auf einer Höhe agierendes Vierergespann auf. Mit Jan Gruner, Philipp Schlegel, Matthes Schwabedissen, Florian Helmke, Frank Rott und Luka Marquardt hatte Chef-Coach Wahsner die qualitativ wohl beste Bank der jüngeren Vergangenheit in der Hinterhand.

Von Beginn an ist zu erkennen, dass die Senner Kicker in der heimischen bpi-Arena zeigen wollen, wer der Herr im Hause ist. Keine 180 Sekunden sind gespielt, da ist es ein starker Ballgewinn im Zentrum, der genutzt wird, um Linksaußen Cem Beyer flach in die Tiefe zu schicken. Der im Sommer vom TuS Eintracht an‘s Senner Waldbad gewechselte Beyer zieht nach innen, legt sich den Fuß auf den starken rechten Fuß, zieht ab und beobachtet, wie der Ball leicht abgefälscht neben dem zweiten Pfosten einschlägt – 1:0 Senne, Blitzstart!

Die mit dem hohen Tempofußball des TuS überfordert wirkenden Gästen sehen einen Angriff nach dem anderen auf das eigene Tor rollen. Nur 15 Minuten später ist es erneut eine konsequente Balleroberung in der gegnerischen Hälfte, die auf Sturmtank Timon Finger weitergeleitet wird, der wiederum seinen Sturmpartner Malte Gruner in aussichtsreicher Position am gegnerischen Sechszehner erspäht. Gruner zieht von halbrechts nach innen, zieht mit seinem starken linken Fuß auf und setzt den Ball gefühlvoll am langen Pfosten in‘s Netz – 2:0 Senne, bärenstark!

Für große Teile der Aktiven auf und der Schaulustigen neben dem Feld vollkommen unverständlich verflacht das Spiel des Waldabdexpress ab Minute 30 so sehr, dass der Gast besser in‘s Spiel und zu seinen ersten Chancen kommt. In Minute 39 kommt es dann, wie es so häufig kommen muss. Mit einer der wenigen Szenen gelingt es dem GTV noch vor der Pause den 1:2-Anschlusstreffer zu erzielen. Aus leicht abseitsverdächtiger Position schiebt sich der Gästestürmer vor die TuS 08-Abwehr, setzt seinen Sturmpartner in Szene, der die Senner Hintermannschaft mit zwei Haken wiederum ganz alt aussehen lässt und zum 1:2-Halbzeitstand vollenden kann.

Die Enttäuschung von Coach Wahsner über das, was die Mannschaft in der Lage ist zu leisten, aber erneut nicht über die volle Distanz der bisher 45 gespielten Minuten abgerufen hat, entlädt sich in einer kurzen, aber klaren Standpauke. Dennoch gilt es zu registrieren, dass man führt und die Trümpfe in der eigenen Hand hat. So ist man sich einig, die Basics, Zweikämpfe und das Reden wieder zu kombinieren, um frühzeitig für die verdiente Entscheidung zu sorgen.

Es dauert nicht lange, da kommt der Waldbadexpress auch in Durchgang Zwei erneut früh in‘s Rollen. Aus einem sicheren Defensivkonstrukt heraus starten die Senner Kicker angetrieben von Kapitän und Leader Malte Gruner, der es in zwei glasklaren 1vs.1-Situationen mit dem gegnerischen Keeper versäumt, für die Entscheidung zu sorgen, erneut Anlauf um Anlauf auf das GTV-Gehäuse. Nach exakt einer Stunde macht es Sennes Spielführer dann aber besser und verwertet einen Steilpass mit dem starken linken Schlappen zur mehr als verdienten und wesentlich beruhigenderen 3:1-Führung.

Mit Matthes Schwabedissen, der unter der Woche leicht erkältet nicht trainieren konnte, Philipp Schlegel, der nach einer Verletzung sein Comeback feiert, und Florian „Goldfuß“ Helmke sind inzwischen drei Akteure auf dem Feld, die auf ihren Positionen noch einmal zu überzeugen wissen und für neuen Schwung sorgen. Routiniert spielt die Senner Elf die Führung herunter, um mit der letzten Aktion noch einmal zuzuschlagen. Der stark aufgelegte Schlegel nutzt einen Ballgewinn im letzten Drittel des Platzes, um Malte Gruner seinen dritten Treffer mustergültig aufzulegen. Im Stile eines Spitzenstürmers lässt sich Gruner diese Chance nicht nehmen und netzt mit einem platzierten Schuss in‘s lange Eck zum Hattrick ein – 4:1 Senne, Endstand.

Die Saisonpunkte sechs, sieben und acht lassen uns auf Tabellenplatz zwölf und damit aus der Gefahrenzone hüpfen. Eine schöne Momentaufnahme, die wir kurz genießen wollen. In unserer Situation, gepaart mit den eigenen Ansprüchen, muss jedoch jedem einzelnen bewusst sein, dass dies, bei allem Respekt vor dem Gegner, ein absoluter Pflichtsieg war – nicht mehr und nicht weniger. Jede Woche gilt es sich in den DREI Trainingseinheiten auf‘s neue zu motivieren, um sich der nächsten Aufgabe bestmöglich gegenüberzustellen. Wenn wir anfangen sollten die Trainingsintensität zu drosseln und den viel zitierten Schlendrian in unsere Arbeit auf dem Platz reinkommen zu lassen, gucken wir uns Ende Mai verdutzt an und finden uns eine Liga niedriger im Klassement wieder. Es liegt an uns, nur an uns, dies zu verhindern.

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