Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt – Waldbadexpress scheitert an sich selbst

Es wurde viel geredet in der Trainingswoche vor dem Heimspiel gegen den TuS Dornberg, um die Fehler der Vorwochen anzusprechen und zu analysieren. Im Anschluss an die Einheit am Dienstag legte die Senner Elf gar eine Extraschicht an der Taktiktafel ein, um gemeinsam nach Lösungen und Verbesserungen zu suchen. Initiator war Spielführer Malte Gruner, der wahrlich keinen Monolog hielt, sondern alle Kicker aufforderte, sich mit einzubringen. Nach einem intensiven Austausch war man sich einig, wie man eine Chance sah, den favorisierten Gast in der heimischen bpi-Arena zu knacken. Die 90 Minuten auf dem Platz sollten aber zeigen, dass der Plan mit dieser Performance nicht aufgehen konnte.

Abseits der Fehleraufarbeitungsanalyse gaben drei gute und vor allem intensive Einheiten unter der Woche durchaus Grund zur Hoffnung, dass der Senner Elf im zweiten Heimspiel in Folge mehr gelinge könne, als in den Wochen zuvor. Hinzu kam, dass die Rahmenbedingungen einmal mehr ideal waren: Das gepflegte Grün zeigte sich von seiner besten Seite und die Temperaturen hielten sich mit knapp unter 20 Grad absolut im Rahmen – bestes Fußballwetter! Bei der Aufstellung drehte das Trainer-Duo Wahsner/Lyko erneut an einigen Stellschrauben. Vor dem Stamm-Keeper Felix Winkler bildeten Linksverteidiger Marcel Landgraf, das Innenverteidiger-Duo Massimo Zanghi und Stefan Dopheide, sowie Rechtsverteidiger Jan Gruner den Abwehr-Block. Rechtsaußen Cem-Beyer, das zentrale Duo Ole Gruner und Michel Dennin, sowie Bezirksliga-Debütant Simon Czernia bildeten die Mittelfeld-Reihe. Im Sturm lauerten Kapitän Malte Gruner und Timon Finger auf Ballverluste des Gegners und Bälle aus den eigenen Reihen.

Mit welcher Marschroute will man den Gast aus dem Bielefelder Westen zum Verzweifeln bringen? Wie sieht der Matchplan nach zuvor vier Niederlagen in Serie aus? Defensiv kompakt stehen, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen möglichst gering halten, ab der Mittellinie zupacken und bei eigenem Ballgewinn schnell umschalten. Keine 180 Sekunden sind gespielt, da wird dieses Vorhaben mit der ersten gelungenen Aktion der Gäste nahezu überrumpelt. Die kombinationsstarken Dornberger profitieren von einem Fehler im Senner Aufbauspiel, verlagern das Spiel auf die eigene linke Seite, ziehen mit hohem Tempo in Richtung Grundlinie, bringen den Ball flach vor das Senner Gehäuse, wo Dornbergs Nr. 10 nur noch den Fuß hinhalten muss, um das Leder zur frühen Führung über die Linie zu drücken – bitter!

Sennes Reaktion? Die ersten Köpfe gehen nach unten, die Körpersprache zeigt bei einigen in blau gekleideten Kickern zunächst deutlich, dass dieser Gegentreffer die Gedanken fliegen lässt. Wie sollte man auf so einen Tiefschlag reagieren? Idealerweise mit Kampf! Es sind vor allem Ole Gruner und Marcel Landgraf, die mit robustem Einsteigen etliche Zweikämpfe bestreiten und auch gewinnen. Hier und da gelingt ein erfolgreicher Tempogegenstoß über Rückkehrer Simon Czernia, der dem Senner Spiel mit seiner Schnelligkeit und Robustheit in den Vorwochen schmerzlich fehlte. Es sind kleine Aktionen wie diese, an denen man sich auch in den kommenden Wochen gemeinsam hochziehen muss.

Auch wenn das fußballerische Offensivfeuerwerk eher auf der Strecke bleibt, steht das defensive Grundgerüst bis kurz vor der Halbzeit. Natürlich sind die Gäste feldüberlegen und treiben den Ball die meiste Zeit schnell und zielorientiert von A nach B und wieder zurück, etwas wirklich Zwingendes springt bis zu Minute 42 dabei aber nicht heraus. Dann ist es erneut eine kleine Unaufmerksamkeit in der Senner Hintermannschaft, die leider den entscheidenen Ausschlag gibt. Dornbergs körperlich robuster Linksaußen erläuft sich einen totgeglaubten Ball, wird im Anschluss bei seiner Flanke vor den Senner Kasten nicht gehindert und findet am zweiten Pfosten einen Abnehmer, der aus stark abseitsverdächtiger Position zwischen drei (!) Senner Verteidigern unbedrängt zum 0:2 einköpfen kann – das zweite Gegentor zum psychologisch ungünstigen Zeitpunkt.

In der Halbzeitpause ergreifen erneut vereinzelt Spieler das Wort, um das Ruder im zweiten Abschnitt noch irgendwie rumzureißen. Die defensiv kräftezehrende erste Hälfte sollte im Nachhinein aber ihren Tribut zollen. Das Steno ist schnell erzählt: Dem viel und oft geadelten Waldbadexpress sollte bis Minute 90 nicht eine nennenswerte Offensivaktion mehr gelingen. Stattdessen sind es die spielerisch cleveren Gäste, die nach dem Seitenwechsel Ball und Gegner laufen lassen. Fünf Minuten vor dem Ende der Partie netzt der TuS Dornberg mit der dritten echten Chance gleichzeitig zum dritten Mal ein. Wieder ist es ein mit viel Tempo vorgetragener Angriff über links, wieder ist es eine halbhohe Flanke in das Zentrum und wieder muss der Abnehmer den Ball mit der Brust nur noch irgendwie über die Linie stolpern – 0:3, der Deckel ist spätestens jetzt endgültig drauf. Rund sieben Zeigerumdrehungen später ist Schluss, die Senner Elf verliert auch Partie Fünf des „Abenteuers Bezirksliga“.

Damit die Bezirksliga auch in der kommenden Spielzeit ein Bestandteil im Senner Seniorenfußball bleibt, muss der Grundstein weiter in der harten Arbeit unter der Woche gelegt werden. Die guten Ansätze, die durchaus zu erkennen waren, sind der erste Schritt in die richtige Richtung. Die positive Eigendynamik, die die Kommunikation untereinander hervorbringt, ist der nächste Schritt in die richtige Richtung. Wir sind noch immer die Truppe, die Jungs, das Team, das in den letzten fünf Jahren zwei Mal zusammen aufgestiegen und ein Mal knapp in der Relegation am Aufstieg gescheitert ist. All diese Erfahrungen haben uns gemeinsam reifen lassen und zusammengeschweißt. Wir ziehen uns nur gemeinsam, als Team, als unüberwindbare Einheit, als vertrauter und verschworener Haufen aus dem Sumpf, in dem wir gerade stecken. All den Worten müssen Taten folgen, es zählen keine Ausreden mehr!

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